Der Unbekannten auf der Spur - Archäologie - ein Überblick über das Studium und den Einstieg ins Berufsleben (+Test)
Inhaltsverzeichnis
- Archäologie - Studium, Berufschancen, Gehalt
- Aber stimmt das wirklich?
- Wie läuft das Studium ab und was verbirgt sich alles hinter einem Archäologiestudium?
- Wie wird man aber ein Archäologe?
- Wo kann ich Archäologie studieren?
- Welche Abschlüsse gibt es und wie lange dauert das?
- Welche Kenntnisse benötige ich zusätzlich?
- Was wird im Studium vermittelt?
- Wie geht es in puncto Arbeit nach dem Studium weiter?
- Welche Möglichkeiten der Anstellung gibt es?
- Wie wichtig ist eine Promotion für meine spätere Tätigkeit?
- Welches Gehalt ist als Archäologe zu erwarten?
- Fazit
Archäologie - Studium, Berufschancen, Gehalt
Meine Eltern und andere Bekannte, denen ich erzählt habe, dass ich Archäologie studieren möchte, sagten, dass sei eine „brotlose Kunst“ und dass man davon nicht leben kann.
Aber stimmt das wirklich?
Ist die Archäologie eine brotlose Kunst oder steckt vielleicht mehr dahinter als man auf den ersten Blick sehen kann. Um eines vorweg zu nehmen: ich denke Archäologie ist keine brotlose Kunst.
Um das zu zeigen sollen an dieser Stelle das Studium, die späteren Berufsaussichten und natürlich das Gehalt näher beleuchtet werden.
Wie läuft das Studium ab und was verbirgt sich alles hinter einem Archäologiestudium?
Während des Studiums der Archäologie beschäftigt man sich keinesfalls nur mit der Erforschung „alter Steine“ wie einige sagen. Vielmehr ist die Archäologie ein Zusammenspiel unterschiedlicher altertumswissenschaftlicher Disziplinen, die zur Erfassung des Gesamtbildes der Vergangenheit unerlässlich sind.
So spielen, je nach Fachrichtung, die Bereiche der Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte, Philologie, aber auch etwa der Geologie und Informatik eine wichtige Rolle in der Forschung.
Wie wird man aber ein Archäologe?
Zu allererst sollte man sich die Frage stellen, welche Zeit für einen selbst von Interesse ist und welcher geografische Raum die größte Begeisterung weckt. Basierend auf dieser Entscheidung kann man gezielt die geeignete archäologische Disziplin wählen.
Die bekanntesten Disziplinen sind dabei unter anderem:
- Klassische Archäologie (Wie lebten die Menschen im alten Rom und im antiken Griechenland?)
- Ur- und Frühgeschichte (Wie lebten unsere Vorfahren in Mitteleuropa?)
- Ägyptologie (Wie lebten die Menschen im alten Ägypten?)
- Vorderasiatische Archäologie (Wie lebten die Menschen im Vorderen Orient?)
Aber auch kleinere Fachrichtungen, wie zum Beispiel die Unterwasserarchäologie, Montanarchäologie (hier liegt der Fokus auf dem Bergbau), die Mittelalterarchäologie oder die Christliche Archäologie.
Wo kann ich Archäologie studieren?
In Deutschland gibt es aktuell 27 Universitäten, an denen man Archäologie studieren kann. Wie in allen Studienfächern empfiehlt es sich hierbei eine renommierte Universität zu wählen, die einen breiten Mitarbeiter Apparat im archäologischen Institut hat (gute Beispiele für solche Universitäten sind etwa Heidelberg, München oder Köln).
Der Gründe hierfür sind einfach:
- Es wird eine breitere Ausbildung ermöglicht
- Es gibt mehr Projekte an dem Institut, wodurch das Sammeln von Praxiserfahrung erleichtert wird
- Mehr Mitarbeiter bieten eine bessere Chance ein größeres Netzwerk aufzubauen, welches auf dem Arbeitsmarkt später unerlässlich ist.
Es ist jedoch auch zu beachten, dass dies eine Geldfrage ist. In Universitäten mit großen archäologischen Instituten gibt es zumeist recht hohe Studiengebühren, weshalb für viele Studenten der Weg an kleinere und doch namenhafte Institute wie in Jena die Regel ist.
Welche Abschlüsse gibt es und wie lange dauert das?

Wenn man sich für eine Fachrichtung und eine Universität entschieden hat steht man vor der Frage wie viel Ausdauer man für das Studium aufwenden muss und möchte. Ein großer Vorteil der Archäologie ist, dass es keinen NC gibt.
Wie in nahezu allen Studienrichtungen ist der Bachelor der erste Abschluss, den man erreichen kann. Mit diesem kann man aber nicht wirklich viel anfangen. Aus diesem Grunde empfiehlt sich ein Master-Studium anzuschließen. Dieser Abschluss ermöglicht den Einstieg in die ersten Bereiche der Kulturhistorischen Arbeitswelt. Als wirklich „berufsqualifizierender Abschluss“ wird im Bereich der Archäologie aber die Promotion angesehen.
Somit beläuft sich die „Mindeststudienzeit“ (einschließlich Promotion) auf etwa 8 Jahre (3 Jahre Bachelor, 2 Jahre Master, 3 Jahre Promotion). Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass es auch kein Problem ist, wenn man die Studienzeit ausdehnt. Vielmehr könnte es ein Vorteil auf dem späteren Arbeitsmarkt sein, insofern die zusätzliche Zeit sinnvoll genutzt wird und weiteres Wissen erworben wird.
Welche Kenntnisse benötige ich zusätzlich?
Für das Studium der Archäologie benötigt man an den meisten Universitäten von Beginn an keine besonderen Kenntnisse. Während des Studiums wird jedoch gefordert, dass man das Latinum, sowie das Graecum erwirbt.
Diese sind unerlässlich, um etwa die Inschriften von Grabstelen zu verstehen. Diese Anforderungen sind jedoch ebenfalls abhängig von der gewählten archäologischen Disziplin. Im Bereich der modernen Sprachen ist es empfehlenswert mindestens englische, sowie französische Texte zu verstehen. Bzgl. Sprachen wie etwa das italienische, niederländische oder auch neugriechische liest man sich rein, wie einst meine Professorin meinte.
Gute Kenntnisse im naturwissenschaftlichen Bereich sind nicht zwingend ein Muss, aber stellen eine gute Ergänzung dar, um etwaige Auswertungen von Befunden besser zu verstehen.
Was wird im Studium vermittelt?
Im Studium werden natürlich die wichtigsten Inhalte vermittelt, die man zur Bewertung einer Fundsituation benötigt. Daneben lernt man die richtigen Fragen zu stellen.
Denn nur wer die richtigen an einen Sachverhalt stellt, kann die Antworten erhalten, die ein genaues Gesamtbild zeichnen können. Aber nicht nur fachspezifische Kenntnisse werden vermittelt. Auf dem späteren Arbeitsmarkt zählt vor allem der Routinierte Umgang mit komplexen Fragestellungen. Hierunter versteht man die sogenannte Methodenkompetenz.
Dank dieser Routine ist es einem Archäologen möglich sich auch außerhalb der archäologischen Wissenschaft souverän zu verhalten, da man weiß wie man an komplexe Aufgabenstellungen herangehen muss. Dies wiederum eröffnet ein großes Feld an Berufschancen.
Wie geht es in puncto Arbeit nach dem Studium weiter?
Bevor wir an dieser Stelle lange um den heißen Brei herumreden sei gesagt, dass nur die wenigsten Archäologiestudenten Anstellungen als Archäologen finden.
Der Grund hierfür ist der, dass die Stellen in den wenigsten gewerblich und nicht staatlich finanziert sind. Da von staatlicher Seite diesem Bereich der Wissenschaft kein allzu hoher Stellenwert beigemessen wird, sind die bereitgestellten Gelder häufig eher in geringem Umfang vorhanden.
So kommt es, dass viele Anstellungen zeitlich befristet sind, da es sich hierbei um Stellen handelt, die im Rahmen eines Projektes ausgeschrieben wurden. Die Gelder für solche Projekte kommen in der Regel von Universitäten, Vereinen oder im seltenen Fall von privaten Personen oder Unternehmen.
Welche Möglichkeiten der Anstellung gibt es?
Die Tätigkeit an der Universität:
Das klassische Ziel eines Studenten der Archäologie, im Bezug auf den späteren Beruf, ist eine Festanstellung an einer Universität. Um dies zu erreichen benötigt man einen sehr guten Abschluss, das richtige Netzwerk in der Arbeitswelt, sowie ein Quäntchen Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Ein gutes Netzwerk ist aus dem Grunde unerlässlich, da viele Stellen bereits vor der öffentlichen Ausschreibung inoffiziell vergeben sind und die Ausschreibung lediglich noch der Form halber erfolgt. Wenn man nun eine universitäre Anstellung ergattern konnte, kann man sich glücklich schätzen.
Um diesbezüglich die eigenen Chancen zu erhöhen ist es wichtig, dass man schon während des Studiums Initiative zeigt. Lass dich in den Fachschaftsrat wählen und versuche eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft zu bekommen. So bist du für die Entscheider kein Unbekannter mehr und hast bessere Jobchancen.
Die Tätigkeit bei einer Grabungsfirma:

In den letzten Jahren hat sich mit Grabungsfirmen ein neues Betätigungsfeld für Archäologen aufgetan. Hierbei ist man nicht bei einer Behörde angestellt, sondern bei einer normalen Firma, die etwa im Auftrag des Landes Ausgrabungen durchführt.
Da bei solchen Firmen dem Archäologen die wissenschaftliche Leitung der Projekte obliegt ist es wichtig, dass man bereits während des Studiums viel Praxiserfahrung sammelt. Geht aus diesem Grunde zu euren Professoren oder zu jeweiligen Landesämtern.
Studentische und damit zumeist kostenlose Hilfskräfte sind gern gesehen und ihr könnt richtig viel lernen.
Die Tätigkeit in Museen, Bibliotheken und Archiven:

Eine weitere Berufschance für einen Archäologen ist im musealen Bereich. Zwar gräbt man die Funde nicht selbst aus, aber hat häufig noch einen sehr intensiven Bezug zu diesen. So ist es, je nach Museum, wichtig, dass die einzelnen Stücke in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht werden.
Auch stellt sich hier häufig die Frage nach Datierung und Provenienz der Stücke. Die Untersuchungen diesbezüglich können mitunter sehr interessant sein, da aus einem Puzzle mit unendlich vielen Teilen schließlich ein schlüssiges Gesamtbild gestaltet wird. Leider sind auch hier die Anstellungen eher rar.
So schaffen es zwar einige Absolventen ein Volontariat zu ergattern, jedoch sind die beruflichen Aussichten nach Beendigung desselben eher ungewiss, da vorab nicht gesagt werden kann inwiefern Geld für eine Weiterbeschäftigung vorhanden ist. Um in diesem Bereich seine eigenen Chancen zu erhöhen einen Platz zu bekommen, ist es empfehlenswert während des Studiums als studentische Hilfskraft in einem Museum mitzuarbeiten.
Der Zugang zu einer Tätigkeit in einer Bibliothek oder (eher seltener) Archiv gestaltet sich ähnlich dem des Museums. Auch hier führt der Weg häufig über ein Volontariat bzw. Referendariat. Die Stellen sind jedoch in nur geringer Anzahl vorhanden, aber führen dafür im Anschluss häufig zu Weiterbeschäftigung.
Die Tätigkeit in anderen kulturellen Einrichtungen:

Weitere Berufschancen bieten sich Archäologen in der Arbeit bei Denkmalschutzbehörden bzw. Denkmalschutzämtern. In diesem Falle besteht die Tätigkeit eher seltener in der Durchführung eigentlicher Grabungen, als vielmehr in der Überwachung von Grabungen und dem Erhalt von Baudenkmälern und Bodendenkmälern.
Der Zugang in ein solches Amt bzw. eine Behörde ist schwierig. Die verfügbaren Stellen sind meist sehr gering und werden häufig auf Lebenszeit besetzt. Dies wiederum bedeutet, dass es sein kann, dass eine Stelle über 30-40 Jahre von ein und derselben Person besetzt wird.
Der Zugang zu Vereinen hingegen ist leichter. Die hierbei anfallenden Aufgaben, haben jedoch dann meist vergleichsweise wenig mit der eigentlichen Tätigkeit eines Archäologen zu tun. Häufig beschäftigt man sich hierbei mit der kulturellen Bildung einzelner Bevölkerungsschichten, wie etwa Schülern.
Die Kernaufgabe ist dabei die Aufklärungsarbeit, sodass unsere Kinder oder andere Erwachsene bewusster durch die Straßen gehen und das kulturelle Erbe wieder mehr schätzen können.
Tätigkeiten außerhalb des kulturellen Sektors:
Neben diesen Tätigkeiten im kulturellen Sektor gib natürlich auch Berufschancen in der Privatwirtschaft. Vor allem im Bereich des Marketings sind Geisteswissenschaftler, wie etwa Archäologen gern gesehen.
Diese bringen eine andere Denkweise in das Unternehmen, da ihr Handeln durch ein stringentes BWL-Studium nicht direkt vorhersehbar ist. In diesem Zusammenhang kommt die bereits angesprochene Methodenkompetenz ins Spiel.
Gerade im Bereich des Online Marketings, welches aktuell ein boomender Sektor ist, gibt es viele Stellen zu besetzen, die nicht selten auch gut bezahlt werden. Neben dem Bereich des Marketings ist auch eine Anstellung bei Personalvermittlungsfirmen oder in Call Centern möglich. Hierbei ist jedoch zu erwähnen, dass die Tätigkeit nicht immer gut bezahlt wird.
Wie wichtig ist eine Promotion für meine spätere Tätigkeit?
Eine Promotion ist nicht in jedem späteren beruflichen Bereich zwingend notwendig. Gerade im privatwirtschaftlichen Bereich sind Absolventen mit Masterabschluss gern gesehen. Wer jedoch eine Anstellung im musealen oder universitären Bereich anstrebt, kommt in der Regel um eine Promotion nicht drum rum, da dies häufig als Mindesteinstellungskriterium angesehen wird.
Welches Gehalt ist als Archäologe zu erwarten?
Das zu erwartende Gehalt als Archäologe ist in vielen Fällen an den Tarif des öffentlichen Dienstes gebunden. Das Einstiegsgehalt nach dem Abschluss liegt in der Regel bei rund 1600€ - 2000€ brutto.
Dies hängt damit zusammen, da nach dem Studium häufig eine Tätigkeit im Rahmen eines Volontariats, Referendariats und eines Traineeships angenommen wird. Diese Anstellungen sind weniger als richtige Anstellungen zu sehen, als vielmehr weiterführende Ausbildungsanstellungen.
Nach Beendigung dieser zusätzlichen Ausbildung, wird man im universitären Bereich zumeist in der Gehaltsgruppe E13 eingruppiert. Dies entspricht aktuell einem Bruttogehalt von etwa 3800€ und kann über die Jahre bis aktuell 5600€ steigen. Im musealen Bereich liegt die Eingruppierung häufig etwas niedriger im Bereich E11. In diesem Falle beginnt man mit einem Gehalt von rund 3300€ und kann dieses über Jahre bis auf 5000€ steigern.
Sollte die Tätigkeit in einer unteren Denkmalschutzbehörde bzw. als Sachbearbeiter im kulturellen Bereich der Stadt stattfinden, bewegen sich die Einstiegsgruppen meist im Bereich einer E8. Dies kommt einem Einstiegsgehalt von rund 2700€ brutto gleich, welches im Laufe der Jahre auf 3400€ ansteigen kann.
In Grabungsfirmen und den Vereinen ist die Gehaltsstruktur nicht so gut einsichtig. Die Gehälter, die in diesen Bereichen gezahlt werden, bewegen sich vor allem in den ersten Jahren bei rund 2400€ bis 3000€ brutto.
Hierbei sind jedoch Schwankungen nach oben und unten einzurechnen.
Mitunter die besten Verdienstmöglichkeiten bietet die Privatwirtschaft. Im Falle einer Tätigkeit etwa als Projektleiter in einem Call Center oder als Personalvermittler sind Einstiegsgehälter von 2600€ bis etwa 3300€ brutto möglich. Als Marketing Manager ist diese Spanne sogar noch umfangreicher. Die untere Grenze lässt sich dabei ebenfalls im Bereich von 2600€ setzen, aber auch Gehälter im Bereich von 3600€ sind keine Seltenheit.
Diese sind natürlich über die Jahre ebenfalls ausbaufähig und bieten Luft nach oben.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich von meiner Seite sagen, dass ich in keinem Moment mein Studium der Klassischen Archäologie bereue, auch wenn ich nicht im archäologischen Bereich tätig bin.
Dieses Schicksal trifft übrigens auf die meisten Archäologieabsolventen zu. Gerade einmal 10% aller Absolventen sind als Archäologe tätig. Jedoch sind trotzdem 90% aller damit zufrieden, dass sie dieses Studium angegangen sind. Ja es ist schwierig und es bedarf reichlich Hingabe, aber es lohnt sich, da es den eigenen Horizont erweitert.
Zum Abschluss soll an dieser Stelle an kurzes Quiz folgen, mit dem du testen kannst ob ein