ALLES, was du über das Biotechnologie Studium wissen solltest (mit Test)
Wenn du Dich gerade am Ende deiner Schullaufbahn befindest und noch überlegst, wie es danach weitergehen soll, dann musst Du Dir über eine Sache im Klaren sein. Es hat noch niemandem gutgetan, auf gut Glück irgendwas zu studieren, „was ja irgendwie ganz interessant klingt und bestimmt schon zu einem passt“. Die Wahl des richtigen Studienganges ist mehr als nur eine Einschreibung und ein Zeit absitzen für die nächsten drei bis sieben Jahre. Nach dem Abiturschnitt ist es der nächste wichtigste Schritt, die Weichen für das zukünftige Leben nach den eigenen Vorstellungen zu legen und dieses zu gestalten. Selbstverständlich bietet nicht jeder schöne Beruf auch gute Verdienstchancen, ebenso wenig jedoch solltest Du, allein mit dem höheren Gehalt vor Augen, einen für dich unpassenden und vielleicht sogar langweiligen oder ätzenden Beruf ausüben.
Inhaltsverzeichnis
- Biotechnologiestudium: Neugier und Ehrgeiz sind von Belang
- Ein naturwissenschaftlicher Studiengang
- Was ist Biotechnologie und was macht ein Biotechnologe?
- Biotechnologie erfolgreich studieren: Welche Inhalte erwarten dich?
- Das Bachelorstudium – die Grundlagen
- Biochemie und Physiologie – die Matheklausur der Biotechnologie
- Vorteil Uni – vordefinierte Stundenpläne
- Vorteil Fachhochschule – mehr Praxisbezug
- Verdienstmöglichkeiten als Biotechnologie nach dem Studium
- Konkrete Jobchancen als Biotechnologie
- Zukunft in der Biotechnologiebranche
Tatsächlich ist es so, dass die meisten Leute früher oder später herausfinden, was ihnen liegt und was nicht. Und auch Du wirst in der Lage sein, einen auf Deine Fähigkeiten ausgerichteten Beruf zu finden und die richtige Sparte innerhalb dieser Branche für Dich zu entdecken, um Deine Interessen und Fähigkeiten mit einem angemessenen Verdienst zu verbinden.
Ein guter Anfang wäre, Dir zu überlegen, welche Fächer Dich während der Schulzeit sowohl am meisten interessiert haben als auch, welche Fächer und Aufgaben Dir am leichtesten gefallen sind. Das klingt jetzt sehr nach 0815, ist aber schon ein Anfang in Richtung „Wahl des richtigen Studiengangs“.
Biotechnologiestudium: Neugier und Ehrgeiz sind von Belang

Sollten Dir Fächer wie Biologie, Chemie, Physik und/oder Mathematik liegen, dann gehörst Du zu den Denkern Deiner Generation und kannst Dir überlegen, ob ein Studium der Naturwissenschaften zu Dir passen würde.
In Verbindung mit Neugierde und Ehrgeiz wären das die besten Grundvoraussetzungen für die spätere Arbeit in der Wissenschaft. Arbeit in der Wissenschaft bedeutet vereinfacht, dass man sich ständig über den aktuellen Stand der Dinge informiert und Experimente plant, welche Hypothesen entweder bestätigen oder widerlegen sollen.
Im Bereich der medizinischen Forschung beispielsweise jagen viele Forschergruppen hinter einem Heilmittel für die verschiedensten Krebserkrankungen hinterher oder beschäftigen sich häufig auch mit der Früherkennung und Behandlung von derzeit unheilbaren Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Morbus Alzheimer.
Gleichzeitig besteht in der Forschung aber leider auch der Druck, zu publizieren, und zwar möglichst was Sinnvollen und Neues. „Wer schreibt, der bleibt.“, bekommt man häufig zu hören, da mit der Menge an Publikationen auch die Menge an Geld für die Forschungseinrichtung korreliert.
Ein naturwissenschaftlicher Studiengang
Als Studiengänge der Naturwissenschaften stehen Dir viele grundlegende, mittlerweile aber auch spezialisierte Studiengänge zur Verfügung. Klassische naturwissenschaftliche Studiengänge wären solche wie Biologie, Chemie, Physik, Humanmedizin oder Biochemie.
Dazu kommen seit einigen Jahren auch Studiengänge wie Human Life Sciences, Molekulare Biologie, Biotechnologie und Nanobiotechnologie sowie noch viele weitere, die sich, je nach Universität, manchmal nur in der Studiengangsbezeichnung unterscheiden.
Was ist Biotechnologie und was macht ein Biotechnologe?

Dieses Fach ist stark interdisziplinär ausgerichtet. Das bedeutet, dass mehrere Disziplinen zu der Arbeit eines Biotechnologen gehören. Es ist also eine Mischung aus Biologie, Biochemie, Chemie, Informatik, Genetik, Molekularbiologie, Physiologie und der Ingenieurswissenschaften.
Man ist also in gewisser Hinsicht ein Allrounder und daher auch fähig, in verschiedenen Gebieten zu arbeiten, da man sich überall einlesen kann und man das Grundwissen bereits drauf hat.
Die Herstellung von Bier und Wein sind wohl mit die ältesten biotechnologischen Errungenschaften und basieren auf der Nutzung von Enzymen. Viel anders ist das heute auch nicht. Man ist auf der Suche nach modernen und praktischen Diagnosemethoden, auch steht die ständige Suche und Weiterentwicklung von Wirkstoffen, wie beispielsweise Impfstoffen, im Vordergrund.
Biotechnologie erfolgreich studieren: Welche Inhalte erwarten dich?
In diesem Bericht möchte ich Dir einen Einblick in das Studium der Medizinischen Biotechnologie geben und Dir erklären, was Du an Fähigkeiten und Interessen mitbringen musst, um mit guten Noten durch das Studium zu kommen und was Dich nach dem Studium erwarten kann.
Ich selbst bin 23 Jahre alt und werde in einem Jahr mit dem Master of Sciences (M. Sc.) an der Universität Rostock das Studium abschließen. Das Bachelorstudium (mein Abschluss: 2,1) begann natürlich mit Grundlagen.
Das Bachelorstudium – die Grundlagen
In diesem Fall waren es die der Humanbiologie, Chemie, Physik, Latein, Anatomie, Physiologie Histologie und Virologie sowie der Neurologie.
Häufig war stumpfes Auswendiglernen nötig, um die Klausuren gut zu bestehen. Für Physik musste man schon ne Weile sitzen und sich wieder mit Einheiten und Formeln herumschlagen, allerdings sind diese Grundlagenfächer eigentlich keine Fächer, deren Abschlussprüfung man nicht besteht.
Bis auf einige Ausrutscher haben alle aus meinem Jahrgang ohne Verzug alles geschafft.
Chemie war da aber schon ein Fach, das schwieriger war. Wer in der Schule schon Probleme mit Strukturformeln und logischem Denken bezüglich chemischer Reaktionen hatte, dem wird es im Bachelorstudium leider nicht viel bessergehen.
Diese Klausur habe ich mit einer 3,0 bestanden, die darauffolgende Chemieklausur (etwas fachbezogener) dann allerdings schon mit einer 2,0.
Was aus den Fächern wichtig für das spätere Studium ist, bekommt man hin, wenn man wirklich mit Interesse versucht, das Nötige zu begreifen. Was ich damit eigentlich sagen will, ist, dass die Fächer zu Beginn keine Rausschmeißerfächer sind. In den darauffolgenden Semestern kommen dann allerdings Biochemie und Physiologie dazu.
Biochemie und Physiologie – die Matheklausur der Biotechnologie
Beides Fächer, an denen sich auch die Human- und Zahnmediziner die Zähne ausbeißen. In einigen Jahren liegen die Durchfallquoten bei 80%. Die Klausuren für die Biotechnologen sind etwas einfacher, weshalb hier mehr Leute die Prüfung beim Erstversuch bestehen.
Für Biochemie muss, entgegen meiner Erwartung damals, wenig verstehen und dafür viel auswendig können. Einzig einige Stoffwechselwege mit sämtlichen Nebenprodukten und Hilfsstoffen sind sehr lästig beim Lernen. Die Altfragen hingegen sind wirklich machbar gewesen. Ich habe dafür einen Pool von rund 700 Fragen auswendig gelernt.
Die Physiologie setzt, anders als die Biochemie, voraus, dass man verstanden hat, was in der Vorlesung erklärt wurde. Natürlich gibt es in fast jeder Klausur viele Altfragen, dafür sind es dann manchmal Kleinigkeiten, die am Ende über den Sprung zur nächst besseren Note entscheiden.
Im Fall der Physiologie waren die offenen „Erklären Sie…“-Fragen schwierig. Interessant wäre noch, Du musst kein Matheass sein, um das Studium zu schaffen. Ein Fach wie Mathematik gibt es an den meisten Unis für Biotechnologie nicht. Zumindest nicht für die medizinische Biotechnologie.
Es kommen bis zur Bachelorarbeit noch einige Fächer hinzu, welche überwiegend unspektakulär sind und einfach zu meistern.
Oft sind es Fächer, die ziemlich genau auf den Grundlagenfächern aufbauen und das Fachwissen in die Richtung, in der gerade in der Abteilung geforscht und publiziert wird, lenken. Dir wird auffallen, dass sich die Inhalte oft überschneiden und es daher auch zu wiederholten Fragen in späteren Semestern kommt.
Vorteil Uni – vordefinierte Stundenpläne

Alle meine Ausführungen zu den einzelnen Fächern beziehen sich in diesem Fall auf die Universität der Hansestadt Rostock. Es gibt mittlerweile fast 50 Studiengänge, welche sich der Biotechnologie zuordnen lassen. Jeder dieser Studiengänge ist anders aufgebaut und jede Universität setzt in ihren Bereichen unterschiedliche Schwerpunkte.
Ebenso könne sich die Schwerpunkte sowie die Aufteilung der Fächer jedes Jahr etwas ändern, was abhängig vom Feedback der Studierenden ist. Alles in allem muss ich sagen, Biotechnologie ist nichts Unmögliches und man kann durchaus das Studium in Regelzeit beenden.
Das ist in vielen anderen Bereichen, die vom Lernstoff her einfacher sind, nicht der Fall. Du profitierst an den meisten Unis von fertig erstellten Stundenplänen und es gibt genug freie Plätze in jeder Veranstaltung und in jedem Seminar. Nur eben die außeruniversitären Praktika sind da manchmal ausgeschlossen.
Darum musst Du Dich eventuell selbst kümmern. Mit etwas Eigenmanagement in jedem Fall gut lösbar. Ich selbst bin furchtbar im Einhalten von Deadlines. Ich habe mein Praktikum eine Woche vor Deadline organisiert und meine Bachelorarbeit am letzten Tag ungefähr 30 Minuten vor Fristende eingereicht. Hat alles geklappt. Mach es einfach nicht so wie ich und es wird laufen.
Vorteil Fachhochschule – mehr Praxisbezug
In den Semesterferien sind, je nach Universität, verschiedene Labor-sowie Betriebspraktika vorgeschrieben.
Auch hier werden die Methoden immer und immer wieder erklärt und trainiert, bis diese richtig sitzen. Trotzdem wird man am ersten Arbeitstag nach dem Studium im Labor stehen und wieder von vorne anfangen, weil man die viele Praxis nicht gewohnt ist. Daher sind die Laborpraktika umso wichtiger, da an Hochschulen viel Theorie und wenig Praxis vermittelt wird.
Anders ist die Einteilung dieser beiden Bereiche an Fachhochschulen.
Fachhochschulen arbeiten nicht selten mit Firmen zusammen und bilden die Studenten praxisorientiert bezogen auf das vorgegebene Berufsbild aus. Viele der Firmen bieten den Studierenden auch Werkstudentenverträge und Praxissemester an.
Wer sich jedoch alle Chancen in der Forschung offenhalten möchte, dem würde ich raten, an einer Universität zu studieren. Der größere Anteil an Theorie ist Voraussetzung und essentiell für eine anschließende Promotion, welche sich an einer Universität in der Regel einfacher planen lässt.
Promotion in der Biotechnologie
Ein Doktortitel sagt zwar nicht automatisch was darüber aus, was für ein geiler Biotechnologe Du bist, aber dafür hebt er Dich auf eine höhere Gehaltsstufe. Für einige Stellen seid Ihr dann überqualifiziert, dafür überwiegen die Vorteile trotzdem.
Wer in der medizinischen Forschung arbeiten möchte, der braucht einen Doktortitel.
Fernstudium wirklich eine Alternative?
Ein Fernstudium ist theoretisch auch möglich, angeboten werden auch Bachelor- sowie Masterabschlüsse. Wenn ich allerdings ehrlich sein soll: Ich würde es nicht empfehlen. Ich finde das Studium der Medizinischen Biotechnologie schon einigermaßen komplex und denke nicht, dass man sich die Kompetenz per Hausaufgaben aneignen kann, die einem sonst an der Universität vermittelt wird.
Das soll natürlich nicht heißen, dass man automatisch ein schlechter Biotechnologe wird, wenn man nicht an einer Uni war. Ich denke einfach, dass es schwieriger ist, über den Weg eines Fernstudiums dieselbe Menge an Inhalt zu verinnerlichen, mit der man sich als regulärer Student befasst.
Verdienstmöglichkeiten als Biotechnologie nach dem Studium
Sicher fragst Du Dich jetzt, ob sich das aufwändige Studium auch finanziell lohnt. Eine berechtigte Frage.
Wenn Du nicht sehr ortsgebunden bist, dann lautet meine Antwort definitiv: JA.
Im Westen und im Süden Deutschlands gibt es große Firmen wie Bayer oder Roché, die ein ordentliches Gehalt anbieten. Hohe Gehälter sind meistens mit Führungsverantwortung verbunden. Diese wird einem normalerweise erst mit Berufserfahrung übertragen.
Das bedeutet für uns frisch studierte Biotechnologen, dass wir uns direkt nach der Ausbildung zuerst auch mit einem durchschnittlichen Gehalt begnügen müssen. Ein promovierter Biotechnologe kann in der ersten Zeit direkt nach der Promotion mit rund 2000€ brutto rechnen, wenn er in der Forschung tätig ist.
In der Forschung an Universitäten wird grundsätzlich weniger gezahlt. Man muss schon für die Forschung und seine Ergebnisse förmlich brennen. Für den Anfang ist das allerdings gar nicht so übel.
Man kann eine gute Wohnung und Essen bezahlen. Ein kleines Auto ist auf Dauer auch drin. Das ist wichtig, da die Niederlassungen nicht unbedingt direkt in der Wohnungsumgebung liegen müssen. Alle sechs Monate kann man angeblich mal über das Gehalt verhandeln, habe ich gehört. Ich bin selbst noch nicht an der Stelle angekommen und kann daher nicht mit 100%iger Sicherheit sagen, wie es läuft.
Was aber nach drei bis vier Jahren auf jeden Fall drin ist, ist Dein Lebenslauf, der ausdrücklich aussagt, dass Du Berufserfahrung mitbringst.
Konkrete Jobchancen als Biotechnologie

Wenn Du Dich im Internet ein wenig nach freien Stellen umsiehst, wirst Du merken, dass Du als Biotechnologe gute Berufschancen hast und die wenigsten von uns arbeitslos sein werden.
Der große Unterschied zu Berufen wie Maurer, Arzt, Fahrlehrer oder Lehrer ist einfach, dass nicht überall in Deutschland auch Bedarf besteht. Ich wohne und studiere zum Beispiel in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Die dichteste größere Firma wäre Centogene, die sich mit der Diagnostik genetisch erblicher Krankheiten beschäftigt.
Ein paar kleinere Firmen sitzen gleich in der Nähe der Uniklinik. Ansonsten gibt es noch Miltenyi in Teterow, wohin ich schon mal eine Stunde unterwegs wäre. Und eine Stunde zurück.
Da wären wir schon beim nächsten Punkt. Ein gutes Gehalt ist natürlich was Feines, allerdings musst Du auch abwägen, ob sich der Weg auch lohnt. Eine Stunde hin bedeutet: zwei Stunden am Tag, somit also zehn Stunden in der Woche und vierzig Stunden im Monat nur im Auto.
Arbeitszeit ist Lebenszeit.
Lehrjahre sind keine Herrenjahre, das stimmt zwar und darauf sollte man sich auch einstellen, aber dennoch sollte man nicht vergessen, wofür man eigentlich arbeiten geht und wer noch zuhause auf einen wartet. Das nur mal so am Rande, da jeder seine eigene Entscheidung dann treffen muss, wenn es soweit ist.
Zukunft in der Biotechnologiebranche
Ich gehe aber auch stark davon aus (eventuell lehne ich mich jetzt sehr weit aus dem Fenster), dass in Zukunft die Biotechnologiebranche immer wichtiger werden wird. Es ist ein zukunftsweisendes Fach und dafür gedacht, Krankheiten vorzubeugen und zu heilen und uns Menschen noch älter werden zu lassen.
Und das auch bei steigender Lebensqualität. Vom Krebsforscher bis hin zum Qualitätsmanager oder Consultingunternehmer, Du arbeitest für Dich, Deine Mitmenschen und alle nachkommenden Generationen. Es ist mehr als nur irgendein Job. Er wird Dir gefallen.