ALLES, was du über die Lehre als Chemietechniker wissen solltest (mit Test)
Inhaltsverzeichnis
- Der Chemietechniker - Erfahrungen und Informationen zu Deiner Weiterbildung
- Das Gehalt
- Berufschancen
- Der persönliche Aspekt
- Doch wie sieht die Weiterbildung zum staatlich geprüften Chemietechniker eigentlich aus?
- Und die Voraussetzungen?
- Wann fängt der Kurs an? Und wann ist der Bewerbungsschluss?
- Wie steht es mit dem Gehalt während der Weiterbildung?
- Was wird während der Ausbildung vermittelt?
- Doch was macht man als Chemietechniker eigentlich, wenn man fertig ist? Und wie gefragt sind diese?
- Fazit
Der Chemietechniker - Erfahrungen und Informationen zu Deiner Weiterbildung
Hätte ich mich damals nur ein bisschen mehr informiert, wäre mir viel Stress erspart geblieben. Und Geld. In diesem Artikel erzähle ich Dir meine Erfahrungen und zeige Dir die Möglichkeiten auf, wie Du Dich zum Chemietechniker weiterbilden kannst.
Ich war gerade ein Jahr mit meiner Ausbildung fertig und suchte nun eine Möglichkeit mich weiterzubilden und mir so die Einstellungschancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Und natürlich mein Gehalt. Schon während meiner Ausbildung hörte ich von manchem Lehrer, man könnte hier an der Schule den Chemietechniker machen.
Nach meiner Ausbildung war mir das alles aber erst einmal egal. Der Betrieb, in dem ich meine Ausbildung absolvierte, bot mir eine Festanstellung an. Das erste Mal in meinem Leben verdiente ich richtiges Geld und musste nicht mehr in die Schule. Genau das habe ich mir immer gewünscht. Arbeiten gehen, nach Hause kommen und nichts mehr tun müssen: Keine Hausaufgaben, keine Referate vorbereiten und nicht mehr für Klausuren lernen. Endlich! Doch nach einem Jahr merkte ich: Das reicht mir nicht. Im Zuge meiner Ausbildung als Chemikant schnupperte ich in der Welt der Chemie – richtig vertiefen konnte ich meine Kenntnisse dort nicht. Ich wollte wissen, wie Dinge funktionieren und mehr Verantwortung übernehmen. Und da kam mir mein Lehrer wieder in den Sinn, der immer sagte: Wir bieten hier den Chemietechniker an. Ich schrieb ihm also eine E-Mail und fragte nach. Und tatsächlich: der Kurs fand statt. Aber an einer anderen Schule, eine Stadt weiter. Mir was das egal. Ich wusste, dass man bereit sein muss sich auch auf neue Dinge einzulassen. Gesagt, getan: Ich ging auf die Internetseite der Schule, informierte mich und am gleichen Tag schickte ich meine Bewerbung los.
Viele kennen das: Sie sind fertig mit der Ausbildung, haben einen Fuß in einer Firma und sind froh arbeiten zu können. Wieso sollte man sich also weiterbilden? Diese Frage stellte ich mir auch lange, bevor ich wirklich den Wunsch entwickelte mich weiterzubilden. Dabei gibt es durchaus Vorteile:
Das Gehalt
Auch wenn ich als Chemikant mit dem Chemietarif der IGBCE schon gutes Geld verdiente wusste ich, dass da noch mehr geht. In der Chemiebranche wird in den meisten Fällen nach dem Chemietarif gezahlt. Das bedeutet: Die Firmen verhandeln mit der Gewerkschaft. Ich selbst muss mich darum nicht kümmern – kann mich aber in der Gewerkschaft einbringen, wenn ich das möchte. Nach meiner Ausbildung bekam ich ein Bruttogehalt von 2.943 €. Das entsprach der Entgeltstufe E6 des IGBCE-Vertrages Rheinland-Pfalz. Als Techniker – das wusste ich von meinem Lehrer – würde ich E10, und damit 3.463 € in den ersten 2 Jahren verdienen. Man sollte dazu wissen: Alle 2 Jahre steigt das Gehalt innerhalb der Stufe, in der man sich befindet. Nach 6 Jahren ist man am Ende der Stufe. Obwohl der Sprung von E6 auf E10 im ersten Jahr nicht gewaltig war, wurde die neue Stufe nach den Jahren sehr interessant. Nach 6 Jahren als Chemietechniker würde ich (in Rheinland-Pfalz) schon 4.557 € verdienen. Hier kannst Du Dir die Tarife für Dein Bundesland angucken: https://www.boeckler.de/wsi-tarifarchiv_4829.htm (Chemische Industrie)
Berufschancen
Die Jobaussichten als Techniker sind gut. In einer sich stetig wandelnden Welt der Globalisierung ist es wichtig sich weiterzubilden. Es ist unausweichlich sich auf eine Sache zu spezialisieren und seine Kenntnisse und Fertigkeiten zu vertiefen, um seine Berufsaussichten zu verbessern. Der Arbeitsmarkt ist härter geworden. Dem kann man aber entgegnen: Fachlich gute und engagierte Leute, die auch durch eine Weiterbildung zeigen, dass sie bereit sind zu lernen, werden praktisch immer gesucht. Außerdem kann man als Techniker mehr Verantwortung übernehmen und sich so in einer Firma profilieren.
Der persönliche Aspekt
Mit einer Weiterbildung wächst man selbst auch. Nicht nur, dass man sich danach staatlich geprüfter Techniker Fachrichtung: Chemietechnik nennen darf. Vielmehr wächst man persönlich an den neuen Herausforderungen und Problemen, die man bewältigen muss.
Doch wie sieht die Weiterbildung zum staatlich geprüften Chemietechniker eigentlich aus?

Die Weiterbildung zum Chemietechniker ist auf zwei Arten möglich. Zum einen wäre da die „Tagesform“, also in Vollzeit. Man geht also von Montag bis Freitag in die Schule und hat meistens den ganzen Morgen und auch nachmittags Unterricht. In Vollzeit dauert der Techniker dann zwei Jahre. Außerdem kann man den Techniker auch in Teilzeit machen. Das bedeutet, dass man normal weiterarbeiten geht und meistens ein bis zwei Tage unter der Woche und auch am Samstag Unterricht hat – die einzelnen Modelle unterscheiden sich je nach Schule. In der Teilzeitform dauert der Techniker 4 Jahre. Die Weiterbildung verkürzen ist in der Tagesform praktisch so gut wie nicht möglich, da man auf mindestens 2400 Stunden Unterrichtszeit kommen muss. Die Teilzeitform kann – je nach Schule – allerdings leicht verkürzt werden.
Und die Voraussetzungen?
Grundsätzlich muss man, um zur Weiterbildung zum Chemietechniker zugelassen zu werden, schon eine Ausbildung absolviert haben, die einen chemischen Hintergrund hat. So sind zum Beispiel die häufigsten Berufe Chemikant, Chemielaborant oder CTA (Chemisch-technischer-Assistent). Aber auch etwas „weiter entfernte“ Berufe – zum Beispiel Biologielaboranten – können einen Techniker Fachrichtung Chemietechnik anstreben. Grundsätzlich muss man auch 5 Jahre in dem erlernten Beruf gearbeitet haben, um eine Zulassung zu bekommen. Dabei wird die Ausbildungszeit (Beispiel Chemikant: 3,5 Jahre) allerdings mitberücksichtigt. Einen Einstellungstest muss man nicht absolvieren: Die Schulen verlangen bei der Bewerbung allerdings die Zeugnisse der Ausbildung (achtet dabei genau darauf, was die Schulen von Euch wollen).
Wann fängt der Kurs an? Und wann ist der Bewerbungsschluss?
Im Allgemeinen ist der Bewerbungsschluss im März / April, dies kann aber wieder je nach Schule und Bundesland variieren. Informiert Euch rechtzeitig, wann welche Kurse bei Euch in der Nähe beginnen und bewerbt Euch auch frühzeitig.
Wie steht es mit dem Gehalt während der Weiterbildung?
Ich persönlich habe meinen Techniker in Vollzeit gemacht. Gehalt gab es dafür keines. Im Gegenteil, es wurden pro Semester sogar 425€ Semestergebühren erhoben. Und hier ein kleiner Tipp: Guckt Euch genau an, wie ihr das mit dem Finanziellen während der Ausbildung bewältigen wollt. Informiert Euch frühzeitig bei den zuständigen Stellen in Eurer Umgebung, ob ihr ein Anrecht auf das sogenannte „Meisterbafög“ (eigentlich: Aufstiegsbafög) habt. Das Aufstiegsbafög ist auch noch erweiterbar um ein Darlehen der KfW-Bank, die ihr am Ende (mit 2 Jahren Karenzzeit) zurückzahlen müsst. Dabei fallen aber sehr wenige Zinsen an und auch die Raten sind moderat. Außerdem sind die Darlehensschulden auf maximal 10.000€ gedeckelt. Falls Ihr also auf mehr als den Zuschuss (welchen man nicht zurückzahlen muss) angewiesen seid, ist das angebotene Darlehen eine gute Alternative. Mehr dazu unter: https://www.aufstiegs-bafoeg.de
Als ich meinen Techniker anfing hatte ich 5.000€ angespart. Die Schule lag allerdings fast 100km von meinem Wohnort entfernt und ich fuhr jeden Tag mit dem Auto. Monatlich kamen somit rund 500€ Spritkosten auf mich zu. Bei (in meinem Fall) knapp 750€ Bafög und einer eigenen Wohnung sank mein erspartes dementsprechend schnell. Nachdem meine 5.000€ verbraten waren stieg ich auf die Bahn um. Ich war zwar länger unterwegs (vier Stunden am Tag), konnte die Zeit im Zug aber zum Lernen oder Protokolle schreiben nutzen. Und: Ich zahlte deutlich weniger Geld und kam auch mit meinen Finanzen hin. Was lernen wir daraus? Macht Euch vorher Gedanken wie ihr die Ausbildung bewältigen wollt. Hätte ich das gleich geplant und wäre direkt mit der Bahn gefahren hätte ich nicht mein komplettes angespartes Geld ausgegeben. Von gutem Gehalt zu Bafög ging auch ein gewisser Wandel des Lebensstils (zum Beispiel, dass ich oft mit meiner Freundin in Restaurants essen ging) einher. Daran gewöhnt man sich aber. Und 2 Jahre gehen ja auch irgendwann vorbei und man kann wieder Geld verdienen.
In der Teilzeitform erübrigt sich diese Frage etwas. Da man ja normal weiterarbeitet und eben nur abends und samstags die Schulbank drücken muss, wird sich am Gehalt (außer man verkürzt seine Arbeitsstunden) nicht viel ändern.
Was wird während der Ausbildung vermittelt?

Der Lehrplan sieht folgende Fächer vor:
- Anorganische Chemie (+ Laborpraktikum)
- Physikalische Chemie (+ Laborpraktikum)
- Organische Chemie (+ Laborpraktikum)
- Technische Untersuchungen
- Physik
- Englisch
- Betriebswirtschaftslehre
- Betriebliche Kommunikation
- Produktionstechnik
- Fachrechnen
- Mathematik
Schwerpunkt liegt dabei auf den naturwissenschaftlichen Fächern wie anorganischer oder physikalischer Chemie. Es wird aber auch Wissen in betrieblicher Kommunikation oder BWL vermittelt. Schließlich kann man als Techniker auch eine Führungsposition annehmen und muss dementsprechend breit aufgestellt sein. Außerdem wird das vermittelte Wissen analog dazu auch in diversen Laborpraktika angewandt, bei denen Ihr Euer Wissen vertieft und praktisch durchführen könnt. Meine Schule bot sogar noch den sogenannten „Ausbilderschein“ (genauer: Ausbildung der Ausbilder, AdA) an. Der Kurs selbst, der in der Schule stattfand, war komplett kostenlos. Lediglich die Prüfungsgebühren in Höhe von ca. 100€ musste ich selbst bezahlen. Das ist im Vergleich zu extern angebotenen Kursen, die meist mehrere hundert Euro kosten, quasi geschenkt.
In der Fachstufe (dem zweiten Jahr der Ausbildung) steht außerdem eine sogenannte „Technikerarbeit“ an. Der angehende Techniker muss dann (am besten in einer fremden Firma) beweisen, dass er selbstständig arbeiten kann und dies in einer wissenschaftlichen Arbeit (der Technikerarbeit) auch niederschreiben. Doch keine Sorge: Ich hatte davor am Anfang extreme Angst. Während ich die praktischen Versuche für meine Arbeit durchführte konnte ich aber unglaublich viel lernen und auch das schon gesammelte Wissen anwenden, was mir unglaublich viel Spaß machte. Macht Euch darum also keine allzu großen Gedanken: Ihr werdet gut darauf vorbereitet.
Was auch wichtig zu wissen ist: Wenn Du die Ausbildung zum Chemietechniker bestehst, bekommst Du automatisch die Fachhochschulreife (auch „Fachabitur“ genannt). Solltest Du also nicht direkt wieder in die Arbeitswelt wollen, sondern noch studieren, kannst Du Dich dann an einer Fachhochschule zu einem Studium anmelden.
Doch was macht man als Chemietechniker eigentlich, wenn man fertig ist? Und wie gefragt sind diese?

Der Techniker ist ein Beruf, der sehr vielseitig eingesetzt werden kann. Da Du bewiesen hast, dass Du selbstständig arbeiten kannst, wirst Du im Labor auch mehr Verantwortung übertragen bekommen. Ob Du in einem kleinen Team an der Entwicklung neuer Produkte, im Technikum an der Umsetzung der Großproduktion, oder an der Optimierung von bestehenden Methoden arbeitest: Abwechslung wirst Du mit Sicherheit haben.
Techniker werden von Firmen gerne gesehen und haben gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Sie vereinen zwei Dinge: Praxiserfahrung und vertieftes Wissen durch die Weiterbildung. Firmen suchen genau solche Leute, die mit Fachwissen und Erfahrung glänzen können.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Du mit einer Weiterbildung zum Chemietechniker Deine Einstellungschancen deutlich erhöhst. Außerdem wird Dein Gehalt besser und Deine Aufgaben insgesamt interessanter und verantwortungsvoller. Trotzdem solltest Du Dir einiger Dinge vorher bewusst werden:
- Wie finanziere ich meine Weiterbildung?
- Wie komme ich zu dem Ausbildungsort?
- Bin ich bereit noch einmal zwei Jahre die Schulbank zu drücken?
- Kann ich selbstständig arbeiten und mit Verantwortung umgehen?
Um Dir die Entscheidung etwas zu erleichtern sind hier noch 8 Fragen, die Du für Dich selbst beantworten kannst. Dabei sind absolut grundlegende Fragen zum Fach Chemie aber auch allgemeinere Fragen zu dem Berufsbild eines Chemietechnikers.