ALLES, was du über die Lehre als Mediengestalter wissen solltest (mit Test). Es geht um Deine Zukunft!
Inhaltsverzeichnis
Warum ich das weiß und wieso es Dich betrifft?
Zunächst kurz zu mir und meinem Bezug zum Thema. Ich bin gelernter Mediengestalter Digital und Print, Fachrichtung Gestaltung und Technik.
Inzwischen führe ich meine eigene Media-Agentur und bin freiberuflich beratend als digitaler Marketing-Coach im Mittelstand tätig. Dazu kam ich durch eine Umschulung nach vorausgegangener Berufsunfähigkeit.
Nach 15 Jahren Berufspraxis in meinem ursprünglichen Job als Krankenpfleger war quasi über Nacht eine Bandscheibe geplatzt. Ich hatte also während der Genesung und der anschließenden Reha die Gelegenheit, nein ich musste meine berufliche Ausrichtung komplett neu überdenken.
Im Gegensatz zur ersten Ausbildung ließ ich dieses Mal eine Menge Faktoren bei der Berufswahl mit einfließen. Es klingt nach Klischee, aber ich konnte vieles von dem, was ich gut kann und gerne mache, in meinem neuen Beruf als Mediengestalter vereinen.
Was kannst Du hier für Deine Zukunft mitnehmen?

Dieser Beitrag will Dir Entscheidungshilfen zum Ausbildungsberuf Mediengestalter liefern.
Mit dem Entschluss zu einer Lehre triffst Du auch immer Entscheidungen, die Dich Dein ganzes späteres Berufsleben begleiten werden. Damit Du eine informierte Wahl treffen kannst, gebe ich Dir hier detaillierte Einblicke in den Ausbildungsverlauf, Insider-Tipps und Ausblicke, was Dich beruflich danach noch so alles erwarten kann.
Ein kleiner Test zum Schluss verschafft Dir mit einem Schuss Humor erste Klarheit darüber, ob Mediengestaltung vielleicht das Richtige für Dich ist.
1. Ausbildung – wie wird man also Mediengestalter?
Statt einen Betrieb mit Ausbildungsbefähigung zu suchen, wählte ich die schulische Form. Zu den einzelnen Vor- und Nachteilen später mehr. Telefonisch erhielt ich im Sekretariat einer Akademie den Termin für einen Einstellungstest.
Dieser bestand aus vier Themenabschnitten und war innerhalb einer guten Stunde ausgefüllt. Allgemeinwissen, einige fachspezifische Fragen, Muster- und Farbabgleichung sowie leichte gestalterische Aufgaben fand ich jetzt nicht zu herausfordernd.
Wie lange dauert die Lehre / Ausbildungszeit?
Aufgrund der Besonderheiten einer Umschulung habe ich mir die doch recht umfangreichen Themen und Inhalte in nur 22 statt der sonst üblichen 36 Monate aneignen müssen. Während dieser Zeit absolvierte ich auch ein 6-monatiges, bereits gering vergütetes Praktikum (akademisch-regulär ein Jahr) in einer Full Service oder sogenannten 360° Medienagentur.
Hier konnte ich das Wissen aus dem ersten Unterrichtsjahr anhand realer Kundenanforderungen direkt praktisch umsetzen. Zurück in der Schule folgte eine intensive Phase der Prüfungsvorbereitung. Wie bei den Kollegen aus der Berufsschule endete die Ausbildung mit einer bestandenen Prüfung vor der IHK.
Welche Anforderungen gibt es für die Bereiche?
Der ursprünglich handwerklich geprägte Beruf hat sich im Laufe seiner Geschichte sehr umfassend verändert. Zuletzt wurden mit Beginn der Digitalisierung ganze Berufsgruppen von Schneidetisch und Werkbank an den PC zusammengelegt. Aus diesem Grund sind die Möglichkeiten zur Spezialisierung im Anschluss auch so umfangreich.
Je nachdem, wie Du Dich entscheidest, fallen daher zugleich unterschiedliche Gewichtungen an: Grundsätzlich gibt es die beiden Fachrichtungen Bild und Ton und Digital und Print. Diese untergliedert sich in die Schwerpunkte Beratung und Planung, Konzeption und Visualisierung oder Gestaltung und Technik.
Gesetzlich gibt es keine besonderen Eignungsvoraussetzungen. Ein Hauptschulabschluss genügt theoretisch (5 % Ausbildungsanfänger), jedoch sieht die Realität in Deutschland in 2016 ganz anders aus. Die meisten Betriebe setzen heute mindestens die Mittlere Reife voraus (29 %), der Trend geht hingegen eindeutig zu Kandidaten mit Hochschulreife (63 %).
Quelle: Informationen des Datensystems Auszubildende (DAZUBI) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).
Jugendliche unter 18 Jahren benötigen eine Bescheinigung über eine Erstuntersuchung vom Hausarzt.
Wenn Du eine kreative Ader hast, über einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik sowie gutes technisches Verständnis verfügst UND darüber hinaus noch teamfähig bist, dann sind das schon einmal für alle Bereiche sehr hilfreiche Basics oder Soft Skills.
Mit kaufmännischen Denken wirst Du Projektbudgets kalkulieren, Angebote formulieren und Maßnahmen auf Wirtschaftlichkeit hin überprüfen können. Rechnungserstellung und Kosten-Nutzen-Analyse gehören ebenso zum Tagesgeschäft.
Handwerkliches Geschick wirst Du heutzutage eher im Bereich Print einsetzen können. Hier spielen das Bedienen und Einrichten von Maschinen noch eine Rolle. Im Bereich der Werbetechnik ist ein gutes technisches Verständnis von besonderem Nutzen.
Organisatorisch empfehle ich unbedingt, dass Du Dir von Anfang an Systeme aneignest. Methoden, die Dir helfen, den gleichzeitigen Überblick über viele Projekte hinweg nicht zu verlieren. Der Stresspegel im Agenturalltag gleicht manchmal dem einer Intensivstation bei einem Notfall … Und ich weiß, wovon ich hier spreche!
Tipps & Empfehlungen
Ich kann Dir darüber hinaus und unabhängig von der späteren Ausrichtung nur dazu raten, das Skizzieren täglich zu üben. Unabhängig wie man zu Karl Lagerfeld stehen mag, schau dir einmal seine unglaubliche Fähigkeit an, mit nur wenigen Strichen, ein paar schraffierten Flächen und nur einer Farbe eine ganze Kollektion zu inspirieren.
Zeichnerische Fähigkeiten und räumliches Vorstellungsvermögen wirst Du im Arbeitsalltag einer jeden Medien-Branche gut einsetzen können. Viele große gestalterische Werke stammen übrigens von einer Papierservietten-Skizze aus einem langweiligen Meeting.
„…ein Zeichen ist gut, wenn man es mit dem großen Zeh in den Sand kratzen kann!“
Kurt Weidemann – Grafikdesigner, Typograf, Autor
Logos Deutsche Bank, Deutsche Bahn
Aufbau der Ausbildung und Stundenplan
Die duale Ausbildung ist gesetzlich durch die Ausbildungsverordnung geregelt und dauert im Normalfall 3 Jahre. Wie bei mir, kann bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen aber auch auf 2,5 oder sogar 2 Jahre verkürzt werden.
Die Inhalte und Prüfungsthemen sind stark abhängig von der Fachrichtung. Zum Teil spielen aber auch regionale Unterschiede bei den Kammern und Verbänden eine Rolle. Den Rahmenplan kannst Du beim ZFA (Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien) online per Generator für Deine gewünschte Fachrichtung erstellen lassen.
Ausbildungsgehalt – was sitzt drin?
Bild und Ton Digital und Print
- Ausbildungsjahr € 568 bis € 574 ~ 815 €
- Ausbildungsjahr € 660 bis € 662 ~ 874 €
- Ausbildungsjahr € 752 bis € 756 ~ 933 €
Die Quelle ist ein frei erhältliches PDF vom BIBB und enthält Zahlen aus 2012.
Wo kann ich eine Lehre zum Mediengestalter machen?
Die Branche lebt derzeit recht gut und so findest Du heutzutage in jeder Stadt viele Betriebe und Firmen, die eine Ausbildung zum Mediengestalter anbieten. Immer mehr Unternehmen gehen wieder dazu über, einst ausgelagerte Grafik- und Werbeabteilungen erneut mit Angestellten zu besetzen. Auf dem Dualen Weg wirst Du zum theoretischen Teil wöchentlich in die Berufsschule gehen.
Hinweis aus eigener Erfahrung: Es gibt auch den erwähnten Weg der schulischen Ausbildung in einer zertifizierten Akademie.
Hier wird im ersten Jahr der Großteil des theoretischen Unterrichtsstoffs im Blockunterricht in Vollzeit vermittelt. Dann folgt ein einjähriger praktischer Einsatz in einem Betrieb. Im Anschluss folgt erneut ein theoretisches Jahr mit weiterem Unterricht und der Prüfungsvorbereitung.
Ein deutlicher Nachteil ist hierbei in den zum Teil hohen Kosten zu sehen. Ein Vorteil besteht darin, dass man mit einem geballten Paket an Wissen in das Praktikum geht und nicht auf wöchentliche Häppchen warten muss. Der Unterschied im Wissensstand zu Kollegen aus der Berufsschule war zum Teil schon gravierend.
In meinem Fall war ich durch den Träger der Umschulung räumlich stark gebunden, sodass das Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen nicht wirklich meinen Anforderungen entsprach. Ich hätte zum einen zwei Jahre lang Videos von allen Schützenfesten, Spots für lokale Bankenwerbung oder Wartezimmer-TV schneiden können.
Zum anderen gab es das örtliche alteingesessene Druckhaus mit der ausschließlichen Orientierung auf den Print Bereich. Sprich Anzeigen im Setzkasten herumschubsen, bis sie passen oder Visitenkarten für den Vorstand vom Turnverein in Word erstellen. Verstehe mich bitte nicht falsch, aber da hatte ich andere Pläne.
2. Nach der Ausbildung
Wie zu Beginn erwähnt, ist die Liste der möglichen Arbeitsbereiche lang, hier nur einige Beispiele:
- in Betrieben der Druck- und Medienwirtschaft
- bei Fotografen
- in Werbeagenturen
- bei Online-Redaktionen
Wie gefragt sind Mediengestalter?

Die Berufsaussichten sind derzeit gut, auf eine abwechslungsreiche Tätigkeit in einem sich schnell wandelnden Umfeld zu treffen. Auf die gesunde Lage am Arbeitsmarkt bin ich ja bereits eingegangen. Als Mediengestalter kann man auch im ländlichen Raum attraktive Stellen finden. Die Einstellungschancen sind hoch, die Berufsperspektiven breit gefächert und die Jobaussichten positiv zu bewerten. Chancen, die man bei der Berufswahl berücksichtigen sollte.
Was macht man als Mediengestalter?
Ausbildung – und dann? Was sind typische Berufe für Mediengestalter?
Dir stehen vielfältige Möglichkeiten offen, die Karriere nach der Ausbildung eigenständig zu gestalten. Starte durch als Game Artist oder finde Dein Glück als Computer-Animateur. Gestalte im Bereich Print Magazine, Bücher oder Broschüren und Visitenkarten. Im digitalen Bereich erstellst Du Webseiten, schneidest Filme oder bearbeitest Audiodateien für einen Podcast.
Im Marketing planst Du komplexe Social Media Strategien oder wertest Analysen Deiner Kampagnen aus. Beim Fotografen retuschierst Du professionelle Aufnahmen für Hochglanzmagazine oder Du setzt ganze Hochzeitsalben zusammen.
Jobchancen satt also in Film, Presse, Rundfunk, Fernsehen, ja bis hin zum Schritt in die Selbstständigkeit.
Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?
Auch hier gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten, je nach Fachrichtungen und Spezialisierung. Die Branche steht nicht still und neue technische Entwicklungen klopfen jeden Tag an der Tür. Dies erfordert auch Deinen persönlichen Willen auf aktuellem, wenn nicht sogar dem neuesten Stand zu bleiben. Wie Du siehst, kann die Zukunft als Mediengestalter in vielfältiger Weise gut aussehen.
Arbeitslos als Mediengestalter?
Dafür sind die Einsatzgebiete in einem wachsenden Markt eigentlich zu weit gesteckt. Wer im digitalen Wandel offen für Neues ist, bei dem braucht das zumindest nicht für lange Zeit der Fall zu sein.
3. Verdienstmöglichkeiten
So unterschiedlich die Tätigkeiten sind, so weit auseinander liegen die Löhne und Einkommen. Es gibt dazu ein starkes Süd-Nord Gefälle und Medienstädte wie München, Hamburg, Köln und Berlin haben ganz eigenen Spielregeln. Je nach Größe des Betriebes können zusätzliche Leistungen ausgehandelt werden.
Ich freue mich, immer öfter zu hören, dass Arbeitgeber in der Medienbranche sich wieder um ihre Fachkräfte und Spezialisten kümmern. Die hohe Fluktuation nach dem Boom ums Millennium hat nachgelassen.
Was verdient ein Mediengestalter?
Natürlich sind die meisten Gehälter Vertragsbestandteil und unterliegen somit der Schweigepflicht. Nach kurzer Online-Recherche wirst Du jedoch durchschnittliche Verdienst-Werte auch für Dein Bundesland finden.
Die Agentur für Arbeit spricht da z. B. von Gehältern zwischen 2300 EUR und 3000 EUR brutto monatlich. Deine Erfahrung und Dein Verhandlungsvermögen können über den positiven Ausgang einer Gehaltsverhandlung entscheiden. Selten greifen Tarifverträge, oft gibt es Unterschiede selbst bei ansonsten gleicher Tätigkeit unter Kollegen.
Eine kurze Eingabe dazu aus meiner persönlichen Erfahrung: Je nach Qualifikation, Verantwortung und Standort kann Dein Einkommen schon recht stark variieren. Das Einstiegsgehalt liegt bundesweit im Schnitt eher zwischen 1500 EUR bis 1800 EUR. Es lohnt sich also, frühzeitig den Weg in eine Spezialisierung zu wählen, um hier bessere Aussichten auf ein höheres Gehalt zu haben. Die Alternative bleibt dann häufig nur noch ein Umzug hin zu einem begehrten Job irgendwo auswärts.
Ein Tipp aus der Profi-Liga: Schlage Deinem Chef vor, bestimmte Ziele zu setzen und bei Erreichen kannst Du ihn auf die nächste Gehaltsverhandlung ansprechen. Somit weiß dein Chef, dass Du motiviert bleibst. Du bekommst gewissenhaft mehr Arbeit in kürzerer Zeit erledigt und Du weißt, es lohnt sich.
Dies kannst Du im Übrigen auch für Weihnachts-– oder Urlaubsgeld verhandeln. Vielleicht hast Du ein Auto und kannst Tankgutscheine besser gebrauchen, eine Mitgliedschaft im lokalen Fitness-Club ist eher Deins … Sei kreativ.

Mein Fazit:
Du bist bis hierhin gekommen. Das unterscheidet Dich von den meisten Deiner Altersgenossen. Glückwunsch zu so viel Interesse an diesem ehrlich tollen Beruf. Ich finde, Du kannst mit Ruhe eine Ausbildung im gestalterischen Bereich antreten, wenn Du Dich in den im Beitrag genannten Punkten erkennst.
Sicher ist nicht alles Zuckerschlecken und es gibt leider auch eine Menge nicht so toller Agenturen da draußen. Aber die finden sich in jedem Gewerbe und manche Erfahrung ist auch mal sprichwörtlich Lehrgeld. Erkundige Dich auf jeden Fall genau, bevor Du einen Vertrag unterschreibst.
Wichtig ist mir die Weite der Möglichkeiten, die mir offen stehen und der immer wieder herausfordernde Beginn einer neuen Kundengeschichte. Durch meine persönliche Neigung zu neuer Technik gepaart mit einer experimentellen kindlichen Neugier fühle ich mich in der Mediengestaltung perfekt aufgehoben.