ALLES, was du über das Medizin Studium und den Beruf als Mediziner wissen solltest (mit Test)
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Medizin studieren – warum sollte man sich das antun?
Ich bin nun seit ein paar Jahren im Job und immer wieder werde ich gefragt, ob ich noch einmal Medizin studieren würde. Meine Antwort ist immer: Auf jeden Fall! Warum das so ist, würde ich gern in diesem Artikel erklären.
Natürlich ist ein solches Studium nichts für jedermann. Es dauert lang, die Regelstudienzeit liegt je nach Universität bei 12 oder 13 Semestern. Setzt man einzelne Semester für eine Doktorarbeit aus, kann sich diese Zeit auch noch deutlich verlängern. Im Laufe des Studiums wird viel gefordert und man wird mit Dingen konfrontiert, die man manchmal erst verdauen muss. Trotzdem war das Studium für mich genau das Richtige und ich liebe meinen Job bis heute.
Wie wird man Mediziner?

Jedes Jahr bewerben sich tausende junger Menschen für ein Medizinstudium. Doch was sind eigentlich die Voraussetzungen für einen solchen Studienplatz?
In Deutschland benötigt man für den Beginn eines Studiums eine Hochschulzugangsberechtigung. Diese erhält man mit seinem Abiturzeugnis, doch das allein reicht häufig nicht aus. Der Numerus Clausus steht dem noch entgegen. Noch vor Jahren genügte ein Abitur mit der Note von 1,5. Heute jedoch kann man auch mit einer Spitzennote von 1,0 nicht mehr sicher sein, einen der Medizinstudienplätze zu ergattern. Viele Hochschulen haben deshalb zusätzlich noch andere Auswahlkriterien, wie spezielle Medizinertests oder die Wichtung von Noten in den naturwissenschaftlichen Fächern.
Alternativ kann man einen Studienplatz auch über das Ansammeln von Wartesemestern bekommen. Diese Wartezeit umfasst jedoch häufig mehrere Jahre, weshalb sich viele dazu entscheiden, eine Berufsausbildung zu machen. Gleichzeitig kann ein medizinischer Berufsabschluss auch den Zugang zum Studium ohne Abitur ermöglichen.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, an einer privaten medizinischen Hochschule zu studieren. Hier jedoch fallen hohe Studiengebühren an, sodass dieser Weg nicht jedem offensteht.
Auch über die Bundeswehr kann man Medizin studieren. Hier jedoch verpflichtet man sich auf 17 Jahre und nicht jeder kann sich am Ende des Studiums seine Facharztausbildung aussuchen.
Auch im Ausland kann man ein Medizinstudium absolvieren. Beliebt sind hierbei die deutschsprachigen Nachbarn Österreich und Schweiz, aber auch das osteuropäische Ausland. Hierbei sollte man sich jedoch vorher gut informieren, denn nicht jeder Studienabschluss wird in Deutschland anerkannt.
Wo kann man Medizin studieren und was kostet es?

Für das Studium der Humanmedizin ist die Einschreibung an einer Universität notwendig. Fachhochschulen oder Fernstudiengänge gibt es (noch) nicht. Es gab bereits Versuche, das Medizinstudium auf das Bachelor- und Master-System umzustellen, um eine internationale Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Durchgesetzt hat sich davon nichts.
In Österreich bekommt man zum Studienabschluss auch noch einen Doktortitel verliehen (Dr. med. univ.). In Deutschland hingegen ist hierfür eine Promotion notwendig. Meine Empfehlung hierzu ist, möglichst schon während des Studiums mit einer Doktorarbeit beginnen. Ist man erst einmal im Beruf, verlaufen viele vielversprechende Arbeiten im Sande.
Früher wurden die Studienplätze über die Zentrale Vergabestelle für Studienplätze (ZVS) vergeben, mittlerweile steuert dies die Stiftung für Hochschulzulassung. Beliebte Universitätsstädte sind hierbei erstaunlicherweise nicht die Großstädte, sondern kleinere Orte wie Freiburg, Greifswald, Jena oder Mainz. In Deutschland gibt es allein schon fast 40 Universitäten, an denen es eine medizinische Fakultät gibt.
Neben den Lebenshaltungskosten und den Semesterbeiträgen fallen kaum Kosten an, da der Großteil über öffentliche Mittel finanziert wird. Insgesamt kostet jeder Medizinstudierende den Staat jedoch ca. 200.000 €.
Das Studium
In den nun folgenden Abschnitten möchte ich auch einen Teil meiner eigenen Erfahrungen einfließen lassen, er soll aber in erster Linie einen groben Überblick über das Studium geben.
Die Vorklinik
Die Vorklinik umfasst zwei Jahre und endet mit dem sogenannten Physikum. Im ersten Jahr werden klassische Fächer wie Biologie, Chemie und Physik unterrichtet. Zusätzlich beginnt der Anatomieunterricht. Außerdem gibt es ein Fach, in dem man die lateinischen und altgriechischen Grundlagen der Fachsprache vermittelt bekommt. Es ist also nicht notwendig, bereits in der Schule Lateinunterricht zu belegen.
Im zweiten Jahr werden die Grundlagenfächer durch Biochemie und Physiologie abgelöst, in denen man lernt, wie all die Prozesse im menschlichen Körper tatsächlich ablaufen. Diese Fächer sind das Fundament, viele spätere Fächer bauen auf diesem Wissen auf, weshalb es empfehlenswert ist, hier nicht allein für die Prüfungen zu lernen.
Ein Highlight in den ersten beiden Studienjahren ist der sogenannte Präparierkurs. An verstorbenen Menschen, die ihren Körper der Wissenschaft gespendet haben, studiert man die Anatomie und entkommt so dem trockenen Theorieunterricht. Für mich war dieser praktische Unterricht ein echtes Privileg. Natürlich spielt am Anfang eine gewisse Beklemmung mit, denn für fast alle ist dies auch der erste Kontakt mit einem toten Körper. Dennoch möchte ich diese Erfahrung nicht missen und wünsche auch allen zukünftigen Medizinstudenten, dass sie ihre anatomischen Kenntnisse nicht ausschließlich aus Büchern lernen müssen.
Den ersten echten Patientenkontakt hat man dann in den Semesterferien während des Pflegepraktikums, das insgesamt 90 Tage dauert. Für mich war auch diese Zeit ziemlich wichtig, denn wenn man die Arbeit, die eine Pflegekraft jeden Tag vollbringen muss, nicht einmal selbst erledigt hat, kann man meiner Meinung nach auch keine echte und ehrliche Wertschätzung für diesen Beruf aufbringen. Ich habe hierbei unzählige Betten gemacht und vielen gebrechlichen Menschen mit unterschiedlichen Krankheiten helfen können, den beschwerlichen Alltag eines Krankenhauses besser zu überstehen. Hierbei kann ich nur anregen, sich engagiert und interessiert zu zeigen, nur so kann man auch ein wenig über den Tellerrand schauen und bekommt die Möglichkeit, auch fachlich zu lernen.
Wenn man sich am Ende der Vorklinik durch all die kleineren und größeren Hürden gekämpft hat, darf man sich schließlich zum Physikum (Erster Abschnitt der ärztlichen Prüfung) anmelden. Diese Prüfung besteht aus zwei Teilen: Der schriftlichen Prüfung im Multiple-Choice-Verfahren und einem mündlich-praktischen Testat in den Fächern Anatomie, Physiologie und Biochemie. Dies ist die erste große Bewährungsprobe für die zukünftigen Ärzte und man sollte sich gewissenhaft darauf vorbereiten. Allem Ehrgeiz zur Ehre, sollte man sich aber auch nicht verrückt machen. Ich kann jedem versichern, dass sich niemand – und damit meine ich wirklich niemand – je für diese Note interessieren wird!
Klinik
Im klinischen Abschnitt wird man dann endlich auf Patienten losgelassen. An meiner Uni hatte ich jeden Tag zwei Blöcke: Einen Vorlesungsteil und einen praktischen Teil, in dem man auf die Stationen geschickt wird. Was eigentlich nach einem guten Konzept klingt, war in der Realität jedoch häufig recht frustrierend. Eine ausgeklügelte Koordination war notwendig, dass alle Studenten durch jede Abteilung rotieren konnten und somit war es natürlich in der Regel nicht möglich, immer gleichzeitig auch das passende Fach im Vorlesungsblock zu haben. Nicht selten kam es vor, dass die Vorlesungen und auch die dazu gehörigen schriftlichen Testate bereits ein oder zwei Semester zurücklagen, wenn man auf eine Station rotierte, was dann zur Folge hatte, dass man wieder mühsam in seinen Gehirnwindungen nach den fachlichen Zusammenhängen kramen musste. Andersherum war es jedoch auch nicht selten der Fall, dass wir alle völlig unbedarft in den praktischen Unterricht gingen, während die entsprechende Vorlesung noch weit in der Zukunft lag.
Sicher ist es pädagogisch deutlich sinnvoller, die Dinge hier besser zu synchronisieren, aber bei über 100 Studenten allein in einem Jahrgang, ist das schlichtweg nicht möglich. Außerdem habe ich das Gefühl, dass die Verknüpfungen in meinem Gedächtnis doch etwas langfristiger angelegt wurden, weil ich die Themen in der Regel mindestens zwei Mal erarbeiten musste. Dabei gab es immer wieder schöne Aha-Momente, in denen sich Lücken schlossen und offene Fragen plötzlich von selbst beantworteten.
Auch die Semesterferien stehen wieder im Zeichen der praktischen Arbeit. In den Famulaturen darf man fertigen Ärzten über die Schultern schauen und hat die Möglichkeit, echte handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen, die später im Job die Grundlage bilden. Ich habe diese Praktika auch dazu genutzt, mir klar zu werden, welche Fächer für mich im späteren Leben in Frage kommen würden. Als ich mit dem Studium begann, war ich der festen Überzeugung, dass aus mir eine brillante Chirurgin werden würde. Bereits in meiner ersten Famulatur musste ich mehrfach wegen Schwindels vom Tisch abtreten und lernte so, dass dieses Fach für mich leider nicht in Frage kam. Umso eifriger nutzte ich danach fast alle Semesterferien, um in andere Fächer zu schnuppern und erweiterte damit meinen Horizont mit jedem Praktikum.
Am Ende des klinischen Abschnitts wartete der zweite Abschnitt der ärztlichen Prüfung. Auch diese besteht wieder aus einer umfangreichen schriftlichen Prüfung im Multiple-Choice-Verfahren. Meine Empfehlung für jeden, der sich auf diese Prüfung vorbereiten muss: Kreuzen, kreuzen, kreuzen! Beim Durchkreuzen von Altfragen, erkennt man schnell, wo die Lücken sind und kann entsprechend gezielt nachlesen. Übertreibt es auch hier nicht mit der Lernerei, auch Entspannung und Freizeit sind nötig, um die Konzentration und Motivation auch am nächsten Tag wieder aufzubringen. Vertraut auch eurem Lernsystem. Hat es euch bis hierhergebracht, wird es euch auch über dieses Hindernis bringen. Hätte ich diesen Ratschlag beherzigt, hätte ich mir viel Zeit und Frust sparen können.
Praktisches Jahr
Für mich war das praktische Jahr eigentlich das wichtigste Jahr im gesamten Studium. Es wird in Tertiale geteilt, wobei ein Tertial in der Chirurgie, eins in der Inneren Medizin und eins im Wahlfach stattfinden musste. Man konnte unter den Lehrkrankenhäusern der Universität wählen und Teile des praktischen Jahrs auch im Ausland verbringen.
Ich habe in dieser Zeit alles gelernt, was zum Berufsstart vorausgesetzt wurde. Ich empfehle deshalb auch jedem, sich in dieser Zeit so viel wie möglich einzubringen. Schnuppert doch auch einmal in das Dienstsystem der jeweiligen Klinik herein, indem ihr einen Arzt eurer Wahl in einem typischen Dienst oder am Wochenende begleitet.
Am Ende des Jahres wartet der dritte und letzte Abschnitt der ärztlichen Prüfung. Diese mündlich-praktische Prüfung findet in der Regel direkt am Patientenbett statt. Es wird erwartet, dass man in der Lage ist, eine korrekte Anamnese durchzuführen, einen Arztbrief zu verfassen und eine körperliche Untersuchung zu demonstrieren.
Ich habe diese Prüfung in sehr guter Erinnerung, denn dies ist die letzte Hürde, die ein Student überwinden muss, bevor er sich als Arzt bezeichnen darf. Niemand der Prüfer möchte hier jemanden aufs Glatteis führen und die Atmosphäre in meiner Prüfung entsprach eher der eines kollegialen Gesprächs.
Was man mit einem abgeschlossenen Medizinstudium tun kann

Die meisten jungen Ärzte beginnen ihre Karriere an dem Ort, den alle anderen Menschen am liebsten meiden wollen: Dem Krankenhaus. Da dieser Weg in aller Regel der Beginn der Facharztausbildung ist, möchte ich darauf nicht näher eingehen.
Mediziner mit einem Talent, sich schriftlich gut ausdrücken zu können, zieht es gelegentlich auch in den medizinischen Journalismus. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, für große Fachbuchverlage oder Fachzeitschriften zu schreiben. Auch digitale Medien wie Blogs oder Videopodcasts erfreuen sich großer Beliebtheit.
Einige Kollegen zieht es im Laufe der Zeit auch in den Beratungssektor. Kliniken, Krankenkassen oder Versicherungen profitieren von der Expertise von Ärzten. Der Beruf ist abwechslungsreich und wird häufig überdurchschnittlich gut bezahlt. Voraussetzung ist neben problemorientiertem Denken, Teamfähigkeit und Flexibilität auch betriebswirtschaftliches Interesse.
Auch die Optimierung von Kosten oder Prozessen in Krankenhäusern (Controlling) ist ein Gebiet, in das es nach der Facharztausbildung viele Kollegen zieht. Hier ist zwar eine Zusatzausbildung im Gesundheitsmanagement nötig, aber die geregelten Arbeitszeiten bei tariflicher Bezahlung ist dennoch für Viele ein guter Anreiz.
Das Betätigungsfeld in der Forschung ist sehr weit. Private Pharmaunternehmen, öffentliche Einrichtungen wie Universitäten oder auch Behörden benötigen ärztliche Kollegen um Studien durchzuführen und auszuwerten. Bevorzugt werden hier Ärzte mit einer abgeschlossenen Facharztausbildung und Forschungserfahrung. Idealerweise ist man schon promoviert oder sogar habilitiert. Der Verdienst ist auch hier häufig überdurchschnittlich gut, doch diese Jobs gibt es nicht wie Sand am Meer.
Natürlich gibt es auch noch andere Betätigungsfelder für Mediziner beispielsweise im Bereich Public Health oder der Medizininformatik. Hierfür sind jedoch häufig noch Aufbaustudiengänge zu absolvieren, was unmittelbar nach Ende der universitären Ausbildung für viele nicht interessant erscheint.
Verdienstmöglichkeiten
Als Einstiegsgehalt kann man als Assistenzarzt in Vollzeit je nach Krankenhaus mit 4.500-4.700 € brutto monatlich rechnen. Entsprechend der unterschiedlichen Tarifverträge wächst das Gehalt jedes Jahr ein bisschen an.
Als Oberarzt mit mehrjähriger Erfahrung kann man bereits 8.500-8.800 € brutto pro Monat erwarten.
In der eigenen Praxis schwankt das Gehalt je nach Fachrichtung deutlich. Ein Radiologe kann bei einer gut laufenden Praxis mit Spitzengehältern bis zu 850.000 € pro Jahr rechnen. Doch auch Allgemeinmediziner können sich mit 227.000 € pro Jahr nicht beklagen.
Ich hoffe, dieser Artikel konnte einen groben Überblick geben und vielleicht sogar eine Entscheidungshilfe für alle Unentschlossenen sein, sich doch ins Abenteuer Medizinstudium zu stürzen.