Alles, was du über das Chemie Studium und deine Berufsaussichten wissen solltest (mit Test)
Ein Studium der Chemie kann leicht oder schwer sein. Es hängt von dir ab und deiner Vorbereitung. Von dir und deiner inneren Einstellung. Während meines eigenen Chemie-Studiums haben viele Mitstudenten schon im ersten Semester das Studium hingeschmissen. Dieser Artikel wird dir helfen, es besser zu machen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Chemie?
Wie kennst du die Chemie? Das was knallt und stinkt? Lange Laborkittel, dicke Handschuhe und große Schutzbrille? Atome, Moleküle und Reaktionen? Aufwendige Glasapparaturen und brodelnde Flüssigkeiten? Das alles sind sicherlich Teile des Gesamtbildes und kommen im Alltag eines Chemikers auch definitiv vor, aber Chemie ist noch viel mehr als das! Sie beschäftigt sich mit sämtlichen atomaren und molekularen Prozessen und Reaktionen, erschafft in Synthesen gänzlich neue Stoffe, erforscht und misst mit komplexen Geräten Energieumwandlungen bei chemischen Reaktionen oder nutzt neueste physikalische Methoden, um die räumliche Struktur von Molekülen zu ergründen. Chemie ist überall um uns herum: die gesamte Natur besteht aus vernetzten chemischen Prozessen, Materialforscher entwickeln immer neue Werkstoffe für technische Geräte, verschiedene geologische und klimatische Vorgänge lassen sich auf chemische Reaktionen zurückführen. Alle Stoffe stehen im steten Austausch und Wandel.
Falls dich diese Vorstellung und die Welt der Moleküle ebenso faszinieren wie unseren Autor, könnte ein Chemiestudium genau das Richtige für dich sein. Wir möchten dir im Folgenden einen kleinen Einblick in den Ablauf, die Inhalte und die Voraussetzungen dieses Studienganges bieten, aber auch über die Zeit nach dem Studium und die späteren Berufsfelder und -perspektiven als Chemiker berichten.
Die klassischen Drei – Kerngebiete der Chemie
Die Chemie als Naturwissenschaft besitzt eine durchaus lange Tradition. Bereits in der Antike kamen erste Ideen von unteilbaren Teilchen auf, aus denen sich höhere, sichtbare Strukturen zusammensetzen. Über die Jahrhunderte verfeinerten sich die Modellvorstellungen von Atomen, Molekülen, Bindungen und Reaktionen und stützten sich immer mehr auf die aktuellen Erkenntnisse aus der Physik. Hierarchisch betrachtet besetzt die Chemie nach der Physik daher die zweitniedrigste Stufe in der Organisation von Materie, wodurch sich vieles in der Chemie auf bestimmte Grundprinzipien zurückführen lässt.

Daher steigst du in der Regel auch mit den drei klassischen Kernbereichen in den ersten Semestern in dein Studium ein: Anorganische Chemie (AC), Organische Chemie (OC) und Physikalische Chemie (PC). In der OC dreht sich (fast) alles um Verbindungen, die auf Kohlenstoff basieren. Dieses zentrale Atom mit vier möglichen Bindungspartnern spielte sehr wahrscheinlich eine Schlüsselrolle in der Entstehung des Lebens und brachte eine schier unendliche Vielfalt an Kohlenstoffverbindungen hervor.
Du lernst Stoffklassen und funktionelle Gruppen kennen, verschiedene Reaktionstypen und vollziehst teils vielstufige Synthesewege nach. Die OC nutzt, erforscht und entwickelt das Potential der Kohlenstoffverbindungen konsequent weiter, wodurch sie eine wichtige Basis der pharmazeutischen, physiologischen oder biochemischen Forschung und Entwicklung darstellt. Die AC befasst sich im Prinzip mit allem außer Kohlenstoffverbindungen, so stehen zum Beispiel Metalle, Salze oder Komplexverbindungen hier im Fokus.
Anwendung finden die Erkenntnisse aus der anorganischen Forschung häufig in einem technischen Kontext, zum Beispiel in der Halbleiter- oder Elektrochemie, wo unter anderem neue Batterietypen entwickelt werden. Aber auch bei der Verbesserung von Bau- und Werkstoffen (Metallverarbeitung, Zement und Beton) kommen neueste, anorganische Errungenschaften zum Einsatz. Die PC hingegen ist mehr an den theoretischen Hintergründen von Reaktionen und Eigenschaften interessiert und arbeitet sehr eng mit der Physik zusammen. Hier werden Bindungen untersucht, die Kinetik von Reaktionen beleuchtet oder thermodynamische Zusammenhänge aufgeklärt und all das meist auf einem breiten mathematisch-physikalischen Fundament.
Mathe? Im Chemie Studium?

Ja, genau, abhängig vom Fachbereich mehr oder weniger. Daher stehen zu Beginn deines Studiums in der Regel einiges an Mathematik und auch etwas reine Physik in deinem Modulplan, um die später folgenden komplexeren Berechnungen der Quantenmechanik zu verstehen oder computerbasierte Modellierungen zu entwickeln. Ein guter Zugang zur Mathematik und eine Neigung zum abstrakten Denken werden dir dein Chemiestudium also definitiv erleichtern. Zu den weiteren, wichtigen Grundlagen gehört auch die Allgemeine Chemie, in der du die gängigen Atommodelle kennenlernst und dich mit dem Periodensystem vertraut machst.
Es ist kein Klischee: als Chemikerin oder Chemiker wirst du du dein PSE lieben (und ein bisschen hassen) lernen! Im weiteren Verlauf deines Studiums bekommst du natürlich die Chance, deine Interessen und Neigungen in Wahlpflichtfächern auszubauen und kannst dich meist in verschiedene Richtungen spezialisieren. Hier wendest du dein Grundwissen auf spezifische Bereiche an, wie zum Beispiel Biochemie, Kunststoffchemie oder Synthesechemie oder du beschäftigst dich näher mit der technischen Seite der Chemie in Form von Instrumenteller Analytik, Spektroskopiemethoden oder Computermodellierungen. Die Richtungen in die du dich als Chemikerin oder Chemiker entwickeln kannst sind unheimlich vielfältig, wodurch dir perspektivisch viele spannende Berufsfelder offenstehen.
Aus dem Hörsaal ins Labor
Auch wenn du viele Vorlesungen hörst, in Seminaren Vorträge vorbereitest oder Übungsaufgaben diskutierst, wirst du einen nicht unerheblichen Teil im Labor verbringen. Zum Studium gehören viele Praktika, in denen du die ganze trockene Theorie einmal selbst anwenden kannst. Das intensive Berliner Blau, welches beim qualitativen Eisennachweis mit Kaliumhexacyanoferrat entsteht, vergisst man so schnell nicht und plötzlich erscheint die Komplexchemie garnicht mehr so abstrakt. Auch mehrstufige Synthesewege im OC-Praktikum bestehen nüchtern betrachtet zwar aus dem Mischen meist klarer Flüssigkeiten, hier mal etwas destillieren, da mal etwas mit Lösungsmittel ausschütteln und dann noch mit Natriumsulfat trocknen. Doch wenn am Ende das metaphorische Heureka steht, sobald der instrumentelle Nachweis deines Zielmoleküls positiv ausfällt, weißt du warum du dich für diese faszinierende Naturwissenschaft entschieden hast. Apropos Instrumente: Die wesentlichen Prozesse in der Chemie laufen auf atomarer oder molekularer Ebene ab und entziehen sich der Beobachtung mit dem bloßen Auge.
Daher wurden zahlreiche Geräte und Instrumente entwickelt, welche physikalische und chemische Prinzipien nutzen, um gewisse Eigenschaften nachzuweisen, Stoffgemische zu trennen und zu analysieren, Molekül- oder Kristallstrukturen aufzuklären oder Reaktionskinetiken zu verfolgen. Natürlich lernst du auch die theoretischen Grundlagen dieser doch recht komplizierten Analysegeräte kennen und bekommst in weiteren Praktika die sichere Bedienung, Fehleranalyse und Auswertung der Ergebnisse beigebracht. Zu den hochschulinternen Praktika kommen dann meist noch Berufspraktika, in denen du erste Einblicke in die tatsächliche Arbeitswelt in Unternehmen oder Instituten gewinnen kannst. Natürlich eignet sich ein Praktikum bei einem Unternehmen, das dir als potentieller Arbeitgeber zusagen würde, auch gut dafür erste Kontakte in die Arbeitswelt zu knüpfen. Es lohnt sich also hier eine kluge Auswahl zu treffen und das Praktikum entsprechend ernst zu nehmen.
Der krönende Abschluss – B.Sc. und M.Sc.

Am Ende deines Studiums steht dann eigentlich immer eine umfangreiche Abschlussarbeit, in welcher du eine Fragestellung zu einem bestimmten Thema mehr oder weniger selbstständig bearbeitest. Dies wird in den meisten Fällen deine Bachelor- bzw. Masterarbeit sein, da Diplomstudiengänge bundesweit auslaufen und bald alles auf das Bachelor-Master-System umgestellt sein wird. Im Laufe von 3 (Bachelor) bzw. 6 Monaten (Master) wirst du hauptsächlich im Labor stehen und in Abstimmung mit deiner Betreuerin oder deinem Betreuer eigenständig Versuche durchführen. Danach folgt das große Schreiben: Du trägst alle Ergebnisse zusammen und führst eine wissenschaftliche Interpretation und Diskussion der Ergebnisse durch. Im Laufe deiner Abschlussarbeit wirst du dankbar sein für jede Stunde, die du vorher im Labor verbracht hast und jedes Laborprotokoll, das du schreiben, einreichen, korrigieren und nochmals einreichen musstest, denn diese Erfahrungen sind dann wirklich Gold wert.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Chemie und artverwandte Studiengänge definitiv anspruchsvoll sind und einiges an Hingabe fordern. Es wird dir vieles erleichtern, wenn du grundlegend naturwissenschaftlich interessiert bist, dich logisch und analytisch mit abstrakten Sachverhalten auseinandersetzen kannst, Mathe nicht als deinen Erzfeind ansiehst und auch Lust auf die Arbeit im Labor hast. Sogar etwas Programmierkenntnisse können dir je nach Fachbereich echt weiterhelfen. Der praktische Anteil in Studium und Beruf kann auch durchaus als eine Art Handwerk verstanden werden, da du Glasgeräte aufbaust und wartest, Volumen abmessen musst, mit ätzenden, giftigen oder entzündlichen Chemikalien umgehst, Proben für die Analytik präparierst oder mit technischen Messinstrumenten arbeitest. Ein wenig praktisches Geschick kann demnach nicht schaden. Nicht zuletzt ist die Zeit im Labor auch stark durch Teamarbeit geprägt.
Du nutzt gemeinsam mit anderen Menschen Geräte und Materialien, teilst dir Verbrauchsgüter und Funktionsräume und natürlich hilft man sich gegenseitig mit Tatkraft oder Wissen. Damit möchte ich dich nicht abschrecken - in vieles wächst man auch hinein - ich möchte nur versuchen durch meine Erfahrungen ein möglichst realistisches Bild des Studiums zu zeichnen. Interesse, Neugier, Teamfähigkeit, Ausdauer und Lernbereitschaft sind alles Eigenschaften, die dich gut durch die Welt der Moleküle bringen können.
Chemiestudium in a nutshell
Das war jetzt eine ganze Menge zu den Inhalten eines Chemiestudiums, aber jetzt mal konkreter. Wie lange dauert ein Studium? Wie und wo kann man Chemie studieren? Was sind die Voraussetzungen?
Ganz klassisch ist Chemie ein Studiengang, der hauptsächlich an Universitäten zu finden ist und so ziemlich jede größere Uni bietet ihn oder einen sehr eng verwandten, chemischen Studiengang an. Dem aktuellen Bachelor-Master Studienmodell zufolge wirst du zunächst 6 Semester bis zum Erlangen deines ersten akademischen Abschlusses (Bachelor of Science) studieren und eine gute, fachliche Grundbildung erwerben.
Da der Bachelor zwar bereits ein berufsqualifizierender Abschluss ist, könntest du nun in die Arbeitswelt starten, was jedoch in Chemie und anderen Naturwissenschaften sehr unüblich ist. Daher folgt auf den Bachelor fast obligatorisch das viersemestrige Masterstudium, in welchem du dich relativ frei spezialisieren kannst. Auch hier steht eine Abschlussarbeit an und in in vielen Fällen auch eine Verteidigung, bei der du deine Arbeit in einem Vortrag zusammenfasst und dich den Fragen einiger Dozenten stellen musst. Fasst man Bachelor und Master zusammen, kommst du also in Summe auf 10 Semester Regelstudienzeit.
Aller Anfang ist schwer

Die Grundvoraussetzung, um überhaupt ein Studium an einer Universität zu beginnen, ist die allgemeine Hochschulreife bzw. das Abitur. Da der Andrang an manchen Universitäten recht hoch ist und/oder die Plätze begrenzt, kann es sein, dass eine Uni Zugangsbeschränkungen erlässt. Ein Zulassungskriterium dabei ist im Regelfall die Abiturnote, woraus sich dann in Abhängigkeit von der Bewerberzahl auf einen Studienplatz der berühmt-berüchtigte Numerus Clausus (NC) ergibt. Du kannst den NC der Vorjahre als groben Anhaltspunkt nutzen, um abzuschätzen wie hoch deine Chancen auf einen Platz an deiner späteren Wunschuni sein könnten.
Eine weitere Möglichkeit in einen zulassungsbeschränkten Chemie Studiengang zu gelangen, ist über Wartesemester, also die Zeit ab deinem Abitur bis zu deiner Unibewerbung, in der du nicht an einer Hochschule eingeschrieben warst. Wenn all diese Verfahren ausgeschöpft sind, werden manchmal auch noch übrige Plätze per Losverfahren vergeben. Dabei entscheidet jedoch der Zufall, was diesen Weg in die Uni recht unzuverlässig macht. Sollte eine Uni keine Zulassungsbeschränkung besitzen, kannst du dich einfach einschreiben und hast somit deinen Studienplatz sicher.
Bei der Wahl deiner Uni kann dir das jährlich erhobene Ranking des Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) eine kleine Orientierungshilfe bieten. Dieses Ranking bezieht die Ausstattung, Forschung, Lehre und Umfragen unter Studierenden mit ein und vergleicht deutsche Hochschulen in verschiedenen Kategorien. So liegen 2017 in den Chemie Studiengängen die Universität Bayreuth, Bielfeld und Jena in den oberen Bereichen des Rankings. Natürlich ist dieses Ranking nicht allgemeingültig und es fließen viele weitere, persönliche Faktoren in die Wahl deiner Hochschule ein.
Falls dir keine Universität zusagt, bieten auch manche Fachhochschulen Chemie als Studiengang an, häufig in Form von Angewandter Chemie oder mit einem technischen bzw. Ingenieursanteil. Dafür benötigst du mindestens die Fachhochschulreife. Generell bilden Fachhochschulen praktischer aus, wodurch sich deine Berufsperspektiven eher in Richtung Industrie statt Grundlagenforschung verschieben.
Weniger verbreitete Formen sind auch das duale Studium, bei dem du quasi eine Ausbildung in einem Betrieb und ein Studium gleichzeitig absolvierst, oder ein Fernstudium. Bei praxislastigen Fächern wie der Chemie ist im Fernstudium jedoch meist eine gewisse Präsenzzeit für Blockpraktika notwendig, was du bei der Planung deines Studienverlaufes beachten solltest.
Und nach dem Studium?
Auf dem Weg zum Doktortitel
So schön, frei und flexibel deine Studienzeit auch sein kann, irgendwann kommt der Moment, da du deine Masterarbeit geschrieben, eingereicht und verteidigt hast. Spätestens dann solltest du schon eine Idee haben, wie es für dich weitergehen könnte. Aber welche Wege stehen dir als Chemikerin oder Chemiker überhaupt offen? Häufig machen sich Studierende in Naturwissenschaften nach dem Masterabschluss daran den Doktortitel zu erlangen, je nach Quelle die man heranzieht zwischen 60 und 90% der jeweiligen Absolventinnen oder Absolventen. Eine Promotion ist also ein durchaus üblicher Werdegang in der Chemie und der Titel kann sich positiv auf deine Jobchancen auswirken.
Als Doktorandin oder Doktorand gibst du dich drei bis fünf Jahre ganz der Forschung an einem aktuellen Thema hin, erhältst bereits ein Gehalt (in der Regel etwa 1800 Euro brutto im Monat) und bist für deine Arbeiten und Versuche selbst verantwortlich.Natürlich hast du noch eine habilitierte Betreuerin oder habilitierten Betreuer, mit denen du Ziele diskutieren oder Versuche planen kannst, jedoch stehst du von nun an in größerer Eigenverantwortung. Falls du eine Planstelle direkt von der Universität bekommst, kann es auch sein, dass du erstmals Praktika betreust oder Seminare leitest.
Als kleine Vorbereitung auf eine mögliche Karriere an der Hochschule sozusagen. Zudem wirst du im Laufe deiner Promotionszeit womöglich erste wissenschaftliche Paper veröffentlichen, in welchen du eigene, relevante Forschungsergebnisse präsentierst und sie damit der Fachwelt zugänglich machst. Den Abschluss des Promotionsstudiums bildet die Dissertation bzw. Doktorarbeit, an welche hohe Ansprüche in Sachen Aktualität, Relevanz und Methodik gestellt werden. Auch deine Dissertation wirst du, unter noch wachsameren Augen und Ohren als bei deiner Masterarbeit, verteidigen müssen und wenn alles glatt geht, darfst du fortan offiziell den Titel Doktor rerum naturalium (Dr. rer. nat.) führen.
Forschen, Verwalten, Lehren – Zurück an die Uni
Nach deiner Promotion stehst du im Prinzip wieder an einem Scheideweg: Forschung oder Industrie?
Schlägt dein Herz für Grundlagenforschung, Publikationen und Kolloquia oder die Lehre, wärst du mit einer Stelle an einer Universität gut beraten. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter übernimmst du mehr Verantwortung in Forschung und Lehre, z.B. als Post-Doc, oder arbeitest als Nachwuchsgruppenleiter darauf hin, perspektivisch Kopf einer eigenen Arbeitsgruppe zu werden.
Dadurch erweitert sich dein Aufgabenspektrum auch langsam in Richtung Personalmanagement, Material- und Gerätefinanzierung, Anwerben von Forschungsgeldern (Drittmittel) oder bürokratischer Dokumentation. Mit deiner Verantwortung steigt natürlich auch dein Gehalt, welches dann vermutlich, abhängig vom Bundesland, zwischen 3000 und 4000 Euro brutto im Monat liegen wird.

Der nächste Karriereschritt von dort wäre eine Habilitation. Dies ist die letzte und höchste akademische Prüfung, die du überhaupt ablegen kannst. Sie berechtigt dich in vollem Umfang zur Lehre an einer Hochschule und bietet dir die Möglichkeit als Professorin oder Professor berufen zu werden. Voraussetzungen für die Habilitation sind eine erfolgreich abgeschlossene Promotion, zahlreiche und relevante Publikationen und das Verfassen einer Habilitationsschrift - hier gelten die höchsten Maßstäbe an dein Fachwissen und deine allgemeinen, naturwissenschaftlichen Fähigkeiten.
Dafür wirst du mit erfolgreicher Habilitation allerdings auch einiges an Verantwortung übernehmen, beispielsweise für einen Forschungsbereich an der Uni, Finanzmanagement, Prüfungen, Vorlesungen und Seminare und natürlich für deine eigenen Forschungsprojekte. Dein Gehalt könnte dann zwischen 5000 und 6000 Euro brutto im Monat liegen und es besteht die Chance, dass du als Hochschulprofessor verbeamtet wirst. Reich wirst du in der universitären Forschung zwar nicht werden, zumindest wenn man es auf das Geld bezieht. Befristete Arbeitsverträge, knappe staatliche Förderung und projektgebundene Drittmittelfinanzierungen sind leider noch Teil des Berufsalltags an Universitäten. Jedoch ist die universitäre Forschung meist stark grundlagenorientiert, wodurch du dich in der Regel an der vordersten Front der wissenschaftlichen Erkenntnis bewegst und aktiv dazu beiträgst, die Grenzen unseres Wissens weiter auszudehnen.
Wissenschaft benötigt immer eine Portion Idealismus und denk dran: Auch Nobelpreisträgerinnern und Nobelpreisträger haben schließlich irgendwann mal im 1. Semester leicht verwirrt den richtigen Hörsaal gesucht.
Entwickeln, Anwenden, Optimieren – Industrie und Wirtschaft

Falls es dich nach dem Master oder deiner Promotion in eine praxis- oder anwendungsorientiertere Richtung zieht, so bieten die Industrie, der öffentliche Dienst oder die freie Wirtschaft dir als Chemikerin oder Chemiker gute und breite Jobaussichten. In der Regel hast du mit einem Doktortitel bessere Chancen aufzusteigen oder wirst überhaupt erst als qualifiziert für die Besetzung höherer Positionen (z.B. Laborleiter) angesehen. Diesen Umstand solltest zum Ende deines Studiums zumindest im Hinterkopf behaltenm je nach dem in welchen Bereich du dich beruflich entwickeln möchtest.
In der Industrie wirst du vor allem in der Pharmaindustrie, bei der Kunststoffproduktion und -entwicklung, der Erdölindustrie oder auch in der Lebensmittelbranche mögliche Arbeitgeber finden. Im Fokus stehen dabei Produktentwicklung, Prozessoptimierung oder die Qualitätssicherung. Hier kannst du also dein erworbenes Fachwissen nutzen, um neue Synthesewege zu entdecken, die Ressourcen- und Schadstoffnutzung in chemischen Prozessen zu minimieren, neue Katalysatoren entwickeln oder deine Expertise im Umgang mit Analytikinstrumenten voll ausspielen.
Das waren natürlich nur ein paar Beispiele, aber du erahnst vielleicht wie viele Bereiche in diesem Industriezweig auf deine Erfahrungen und Fähigkeiten als Naturwissenschaftler setzen. Auch der Vertrieb in Chemieunternehmen kann ein Weg sein, auf dem du dein Wissen anwenden kannst, um potentielle Kunden vom Produkt deines Unternehmens zu überzeugen. Dein Gehalt bewegt sich zum Berufseinstieg in etwa im Rahmen eines wissenschaftlichen Mitarbeiters, allerdings bieten dir Industrie und Wirtschaft mehr Chancen Karriere zu machen und entsprechend mehr zu verdienen.
Wenn du zum Beispiel im Laufe deiner Ausbildung betriebswirtschaftlich Zusatzqualifikationen erworben hast oder vorhast zu erwerben, kannst du auch Schnittstellen zwischen Forschung und Management in Unternehmen besetzen oder du wagst einen Vorstoß in Richtung Unternehmensberatung. Es gibt aber auch einige Bereiche, in denen Chemikerinnen und Chemiker gesucht werden, die dir vielleicht nicht sofort eingefallen wären. So bestehen die Möglichkeiten, sich in Richtung öffentlicher Dienst (z.B. in Umweltämtern) zu orientieren oder als Wissenschaftsjournalist aktuelle Forschungsthemen journalistisch aufzuarbeiten und in Wissenschaftsmagazinen auch Menschen außerhalb des Fachpublikums leichter zugängig zu machen.
Die Chemie ist eine hochdynamische, relevante und zukunftsweisende Naturwissenschaft und wird es voraussichtlich auch noch sehr lange bleiben. Immer neue Zweige, Anwendungsgebiete und interdisziplinäre Kooperationen entstehen und bieten dir zahlreiche Spezialisierungsmöglichkeiten und vor allem gute Berufsaussichten. Wir hoffen diese Zusammenfassung konnte dir einen kleinen Einblick in die Chemie geben und wir wünschen dir viel Erfolg für deine studentische und berufliche Zukunft.