Der Unbekannten auf der Spur - Angewandte Medien - ein Überblick über das Studium und den Einstieg ins Berufsleben (+Test)
Inhaltsverzeichnis
Angewandte Medien - Studium, Berufschancen, Gehalt „Angewandte Medien“
Der Studiengang „Angewandten Medien“ ist kein gewöhnlicher. Denn er wird nicht zu 100% an einer Hochschule studiert. Die ersten vier Semester bist du nämlich an einer von sechs privaten Akademien deiner Wahl. Und wie fast alles im Leben, bringt dieses außergewöhnliche Modell nicht nur Positives mit sich. So viel vorweg, in meinen Augen überwiegen die Vorteile. Nun allerdings erstmal zu den Grundlagen des Studiums und im weiteren Verlauf gehe ich noch auf die Vor- und Nachteile ein.
Grundlagen
Der Studiengang ist ein reiner sechssemestriger Vollzeit-Bachelorstudiengang, der ausschließlich von der Hochschule Mittweida (Nähe Dresden) in Kooperation mit der AMAK AG angeboten wird. Einen Masterabschluss gibt es demnach nicht. Dennoch steht es dir natürlich frei, nach dem Studium noch den Master dranzuhängen. Dies dann allerdings in einem anderen beziehungsweise ähnlichem Studiengang. Als Anschlussqualifikation wird hierfür „Industrial Management“ und „Media and Communication Studies“ genannt. Die 180 Creditpoints, die du für einen Masterabschluss mitbringen musst, erhältst du vollständig durch dein vorausgegangenes Bachelorstudium der „Angewandten Medien“. Auch einer Promotion steht dann nach dem Master grundsätzlich nichts im Wege. Diese ist sogar an der Hochschule Mittweida möglich. Wobei der Erstgutachter von einer Universität kommen muss.
Für den Studiengang „Angewandte Medien“ gibt es sieben verschiedene Studienrichtungen, die jeweils im Sommer- und Wintersemester starten und neben den allgemeinen Modulen noch jeweils fünf bis sechs eigene Module beinhalten (bspw. Produktionsmanagement bei Visual Media Production):
Visual Media Production

- Einführung Audiovisuelle Medienproduktion
- Analyse Digitale Medien
- Mediendramaturgie und -rezeption
- Produktionsmanagement
- Credits Spezielle Medientechnik
Sportjournalismus und Sportmanagement (hab ich studiert)

- Sportjournalismus I
- Sportjournalismus II
- Sportmanagement
- Sportmedienproduktion
- Spezielles Recht Sport/ Event
- Sportmarketing und Sportkommunikation
Sport-, Event- und Medienmanagement

- Sport, Medien und Gesellschaft
- Eventmanagement I
- Eventmanagement II
- Sportökonomie
- Spezielles Recht Sport/Event
- Sportmarketing und Sportkommunikation
Musik- und Konzertmanagement

- Musik- und Konzertproduktion
- Musikmanagement 1
- Musikmanagement 2
- Allgemeine Musiklehre
- Konzert- und Eventmanagement
Produktionstechniken
- Media Acting und Moderation
- Darstellerische Grundlagen
- Stimme und Sprache
- Media Acting
- Studio Acting
- Busines Acting
- Konversation und Rhetorik
Kommunikations- und Medienmanagement/ PR

- Public Relations
- Corporate Branding
- Issues Management und Content Marketing
- Public Affairs
- Presse- und Medienarbeit
- Kampagnenmanagement
Digital Design und Management

- Visuelle Kom. der interaktiven Medien
- Digitales Gestalten I
- Digitales Gestalten II
- Grundlagen der Gestaltung
- Prod. von Video- und Audiosequenzen
- Motion Design
Diese Richtungen werden alle praxisnah und in relativ kleinen Gruppen angeboten.
Aufbau
In über 20 Modulen lernst du unabhängig von deinem gewählten Schwerpunkt das, was deine Kommilitonen in den „Angewandten Medien“ auch lernen. Das sind bspw. allgemeine Module wie „Wissenschaftliches Arbeiten“ oder spezifischere wie „Medienbetriebswirtschaft“. In den jeweiligen Studienrichtungen gibt es dann noch ein paar Module, die wirklich nur in der jeweiligen Richtung vorkommen (siehe Grundlagen). In „Sportjournalismus und Sportmanagement“ ist das zum Beispiel das Modul „Sportmedienproduktion“. Hier wird tatsächlich ein mediales Produkt produziert. In meinem Fall war das damals ein Sportmagazin, bei dem wir jeweils Beiträge und die Moderation produziert haben. Also alle Studenten zusammen haben zusammen mit dem Dozenten das Magazin kreiert, aber jedes Team seinen eigenen Beitrag. Meine Kommilitonen und ich hatten bspw. über die Adler Mannheim berichtet.
Wenn du dann alle Module in deiner Akademiephase abgeschlossen hast, verbringst du die letzten beiden Semester mit einem Praktikum oder mehreren Praktika (min. drei Monate) und deiner Abschlussarbeit. Darüber hinaus bist du auch für ein paar Wochen am Stück vor Ort, an der Hochschule Mittweida. Dort besuchst du weitere Vorlesungen, erstellst Projektarbeiten und schreibst Klausuren. Dies übrigens auch schon in deiner Akademiephase.
Voraussetzungen
Da „Angewandte Medien“ keinen Numerus Clausus (NC) hat, ist es im ersten Schritt erstmal nur wichtig, dass du die (Fach-)Hochschulreife in allgemeiner oder fachgebundener Form hast. Darüber hinaus ist es auch möglich mit einer sonstigen Hochschulzugangsberechtigung das Studium zu beginnen. Der zweite Schritt liegt dann bei den Akademien, die jeweils eigene Aufnahmeverfahren haben. Ich musste beispielsweise am EC Europa Campus in Mannheim einen kurzen Artikel schreiben (Studiengang Sportjournalismus und Sportmanagement). Aber keine Angst, das ist kein strenger Test. Es soll nur zeigen, dass du nicht ganz doof bist. So ist zumindest meine Einschätzung diesbezüglich. Ebenso musst du dir keine Sorgen darüber machen, dass du im Studium vielleicht spezifische Mathekenntnisse oder Ähnliches brauchst. Dies ist bei den „Angewandten Medien“ nicht der Fall. Wie gut du dann letztendlich mit dem Lernstoff zurechtkommst, hängt natürlich von dir ab. Aber durch die praxisnahe Wissensvermittlung von echten Profis und dem zum Teil praktischen Anwenden, ist der Studiengang sehr eingängig.
Erfahrungen und Wissenswertes
Während meinem Studium gefielen mir am besten der relevante Praxisanteil und die namhaften Dozenten und Gastredner. Unter anderem waren meine Dozenten Holger Wienpahl (ARD-Moderator) und Jürgen Höthker (Eurosport-Kommentator). Darüber hinaus ist auch Axel Kahn (der Bruder von Oliver Kahn) Dozent beim EC Europa Campus.
Insgesamt war mein Studium also wirklich sehr praxisnah. Wir haben auch für jedes Medium mindestens ein Praxisprojekt gehabt. Also es wurde viel gefilmt, aber auch eine Studenten-Zeitschrift produziert, sowie Radio-Beiträge aufgenommen und darüber hinaus erstellten wir auch noch jeder einen eigenen Blog, mithilfe des Content Management-Systems Wordpress.
Ein weiteres Highlight war für mich das „Medienforum Mittweida“. Dies ist eine alljährliche Veranstaltung, die von Studenten der Hochschule Mittweida organisiert wird. Um genau zu sein, gibt es hier Vorträge, Workshops und eine Recruiting Lounge an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Zu meiner Zeit (2012) war unter anderem die Moderatorin Nina Ruge zu Gast und ich konnte recht viele interessante Kontakte knüpfen.
Finanzierung
Wie du weiter oben schon lesen konntest, sind die Akademien in privater Hand. Das heißt, dass monatliche Studiengebühren gezahlt werden. Diese konnte ich in meinem Fall etwas senken, da ich nebenbei für die Akademie gearbeitet habe. Dennoch sind die Gebühren nicht zu unterschätzen. Über die genauen Preise musst du dich allerdings bei der Akademie deiner Wahl informieren. Denk aber daran, dass du diese auch über den KfW-Studienkredit finanzieren kannst. Und da das Studium unschlagbare Vorteile bietet (Näheres unter „Vor- und Nachteile“) ist es auf jeden Fall eine Investition in die Zukunft.
Ich habe mein Studium zum Großteil nämlich auch über diesen Kredit finanziert. Dafür druckst du den Kreditantrag aus und reichst Ihn bei einem Vertriebspartner ein, bspw. habe ich das bei der Sparkasse gemacht. Nach circa zwei Wochen bekommst du Bescheid und zum gewünschten Termin bis zu 650 € monatlich ausgezahlt. Und nach dem Studium musst auch nicht sofort mit der Rückzahlung beginnen, sondern kannst dir etwas Zeit lassen. Darüber hinaus sind auch kostenlose Sondertilgungen möglich. Natürlich gibt es auch noch andere Finanzierungsmöglichkeiten, aber für mich war in diesem Fall der KfW-Studienkredit die beste Wahl.
Berufsaussichten
Dass du hier bist und dich anscheinend schon vor dem Studium genauer informierst, ist schon mal viel wert. Im Falle der „Angewandten Medien“ solltest du deine Gedanken aber auch während des Studiums oft hervorkramen und nicht erst gegen Ende überlegen, was für Berufe du wirklich mal machen möchtest. Denn während des Studiums kannst du ja wertvolle Kontakte knüpfen, die du entweder für ein mögliches Praktikum oder eine Festanstellung nutzen kannst. Diese Chancen solltest du dir nicht entgehen lassen.
Aber natürlich stehen auch grundsätzlich die Berufsperspektiven nicht schlecht, wenn du es ohne das berühmte „Vitamin B“ probierst. Allerdings sind in der Studienrichtung Media Acting und Moderation die Möglichkeiten sicher am besten, wenn du schon früh hilfreiche Kontakte knüpfst. Dies ist aber nur eine Einschätzung von mir und basiert nicht auf belastbaren Erfahrungswerten.
Was ich allerdings generell sagen kann ist, dass der Studiengang „Angewandte Medien“ gute Jobaussichten bereithält. Zwar sind die verschiedenen Studienrichtungen zum Teil sehr speziell, aber wenn du genau in dem jeweils kleinteiligen Arbeitsmarkt was suchst, ist es ja perfekt. Und wenn nicht, lernst du ja durch die ganzen Module auch andere Dinge, die für den Arbeitsmarkt interessant sind und somit auch die Einstellungschancen in anderen Bereichen erhöhen. Denn Fertigkeiten im Kommunikationsbereich werden immer gefragter.
Somit kann man auch nicht pauschal sagen, welche Studienrichtung die besten Jobchancen bereithält. Und wie gesagt, die gewählte Studienrichtung brandmarkt dich ja nicht bis ans Lebensende. Ich zum Beispiel habe nach dem Studium mit Schwerpunkt Sportjournalismus und Sportmanagement die Marketingrichtung eingeschlagen.
Besondere Berufschancen bieten die „Angewandten Medien“ übrigens auch deshalb, weil du dich in dieser Branche perfekt selbstständig machen kannst. Und selbst wenn das nicht dein Traum ist, um eine Lücke im Lebenslauf zu überbrücken hilft es allemal. Außerdem kann sich darüber ja auch eine Festanstellung entwickeln.
Und genauso vielseitig wie Inhalte des Studiengangs, sind auch die Berufe, die du damit ausüben kannst. Ehemalige Kommilitonen von mir sind zum Beispiel Pressesprecher von erfolgreichen Sportvereinen (Fußball und Eishockey). Ein anderer ist Reporter beim Radio und wiederum ein anderer arbeitet beim Deutschen Fußballmuseum. Vielleicht sagt dir ja auch Christoph „Icke“ Dommisch etwas. Der hat ebenfalls Sportjournalismus und Sportmanagement an einer der sechs Akademien studiert und ist inzwischen bei den NFL-Sendungen von der TV-Sendung „ran“ auf Sat 1 vor der Kamera. Oder es verschlägt dich eben von vornherein mehr ins Marketing.
Gehalt
Das Gehalt ist stark davon abhängig, wo du arbeitest. Also regional gesehen, aber auch in welcher Branche und in welchem Unternehmen. Arbeitest du direkt in den Medien liegt laut gehaltsvergleich.com das durchschnittliche Einstiegsgehalt bei 2.524 € (brutto). Dies umfasst aber auch den Berufs des Produktmanagers (3.255 €) und den des Medienkaufmanns für Digital und Print (2.336 €). Weitere relevante Berufe sind unter anderem folgende: Journalist (2.900 €), Redakteur (2.505 €) und Online-Redakteur (3.056 €).
Das durchschnittliche Gehalt für einen Junior Marketing Manager (2.975 €) sieht da ähnlich aus. Genauso auch beim Junior PR-Manager (2.733 €) und dem Content Manager (2.852 €). Allerdings macht es hier jeweils auch einen Unterschied, ob du in der Chemie- und Pharmabranche arbeitest oder in der Hotel- und Gastrononomiebranche, die tendenziell, über alle Berufsgruppen hinweg, eher wenig bezahlt.
Wenn du aber etwas tiefer in die Glaskugel schaust, kannst du erkennen, dass du als Chefredakteur im Schnitt 5.255 € verdienen kannst. Dies allerdings erst mit 40 Jahren. Da dann um genau zu sein sogar im Schnitt 6.738 €, was auch den Höhepunkt der Gehaltsskala darstellt. Ältere Chefredakteure verdienen durchschnittlich gesehen weniger.
Ein Blick zum Marketing verrät uns, dass man als Marketingleiter ein ähnliches Durchschnittsgehalt hat wie als Chefredakteur (5.289 €). Allerdings wächst hier das Gehalt mit dem Alter und ist bei einem 50-Jährigen im Schnitt bei 6.664€.
Aber wie schon weiter oben angesprochen, kannst du dich natürlich auch selbstständig machen. In einer 2011 veröffentlichten Studie des Instituts für Mittelstandsforschung zeigt sich, dass Selbstständige einen höheren Nettolohn als Angestellte haben (2.015 zu 1.649 €). Allerdings müssen die Selbstständigen hiervon noch die Sozialausgaben, weitere Versicherungen und andere Kosten decken. Allerdings verdient jeder vierte Selbstständige mehr als 2.900 € netto im Monat. Letztendlich entscheidet ja der Markt, was er bereit ist dir zu zahlen. Verkaufe dich in jedem Fall nicht unter Wert. Oder arbeite in Teilzeit und mach dich (erstmal) nebenbei selbstständig.
Vor- und Nachteile
- Wissensvermittlung durch echte Profis
- Lernen in kleinen Gruppen
- Sehr praxisnah
- Wertvolle Kontakte
- Hohe Studiengebühren an den Akademien
- Kein Uni-Flair an den Akademien
- Akademien teilweise in unattraktiveren Lagen
- Studium ggf. nicht so renommiert