ALLES, was ich vor meinem Mathematik Studium hätte wissen müssen und nicht wusste (+Test)
Inhaltsverzeichnis
- Gut in Mathe? Das Studium im Detail
- Voraussetzungen für das Mathematikstudium
- Wie genau stellst du dir eigentlich ein Mathematikstudium vor?
- Mathe erfolgreich studieren: Welche Inhalte erwarten dich?
- Promovieren in Mathe – ja oder nein?
- Mathe studieren – aber wo?
- Nach dem Studium: Was machen Mathematiker?
- (GEHALT)
Zwei Männer haben einen Ballon gemietet. Nach dem Start jedoch zieht Nebel auf, und schnell haben die beiden jede Orientierung verloren. Unterwegs treffen sie einen anderen Ballonfahrer.
Erleichtert fragt der eine: “Können Sie mir sagen, wo wir sind?”
Der Fremde schaut ihn lange an, kratzt sich am Kopf, dann nickt er und sagt: “Sie sind im Korb eines Ballons.”
Der Fragende nickt und sagt zu seinem Freund: “Das war eindeutig ein Mathematiker.”
Der Freund ist verwirrt. “Woher weißt du das?”
“Nun, er hat sehr lange nachgedacht, um uns dann eine vollkommen korrekte Antwort zu geben, die uns gar nichts nützt.”
Dies ist einer der bekanntesten Witze über Mathematiker. Wenn du diesen Beruf ernsthaft in Erwägung ziehst, wirst du ihn öfter hören. Aber lass dich davon nicht entmutigen - für Mathematiker gilt: Stille Wasser sind tief...
Gut in Mathe? Das Studium im Detail
Bevor du als Mathematiker arbeiten kannst, steht dir immer zuerst ein Studium bevor.
Dabei hast du verschiedene Möglichkeiten. Obwohl nach dem Bologna-Prozess in Deutschland das Bachelor-Master-System etabliert wurde, gibt es in der Mathematik auch immer noch die Möglichkeit auf Diplom-Studiengänge. Außerdem kannst du dich noch zwischen dem Studium an einer Fachhochschule oder dem an einer Universität entscheiden.
Natürlich gibt es für diese Alternativen Vor- und Nachteile. Beim Diplom musst du statt zwei nur eine Abschlussarbeit schreiben. Dafür hast du mit dem Bachelor-Master-System schon nach kürzerer Zeit einen Abschluss, was zum Beispiel nützlich ist, wenn du schon vor Abgabe der Master-Arbeit einen Arbeitsvertrag unterschreiben möchtest.
Außerdem gibt es in Deutschland keinen “Bachelor of Mathematics”, ein Mathematiker erwirbt den “Bachelor of Science”.
Das bedeutet, dass du für das Master-Studium freier in der Gestaltung bist, du kannst also auch eine der Mathematik verwandte Disziplin belegen, wenn dich das mehr interessiert. Das Diplom-Studium hingegen liegt näher an der klassischen Weise, Mathematik zu unterrichten, was nicht nur vielen Professoren besser gefällt.
Dazu ist es für die Studenten besser geeignet, um verschiedene Fachrichtungen miteinander zu verknüpfen und Zusammenhänge zu verstehen. Das ist für die Prüfungsnote nicht immer notwendig, aber von unschätzbarem Vorteil für Facharbeiten.
Ein weiterer Unterschied ist die Zeit: Als Regelstudienzeit werden für Bachelor und Master zehn Semester angesetzt, für Diplom nur neun. Das liegt daran, dass nur eine Abschlussarbeit geschrieben wird.
Voraussetzungen für das Mathematikstudium

Um an einer Universität studieren zu dürfen, benötigst du die allgemeine Hochschulreife, also in Deutschland das Abitur. Für eine Fachhochschule genügt bereits die fachgebundene Hochschulreife.
Pauschal ist eine Ausbildung an der Fachhochschule praktischer als an der Universität. Für die Mathematik jedoch ist der Unterschied nicht sehr groß, da das Studium jeweils theoretischer Natur ist, und es gibt wesentlich mehr Angebote an Universitäten.
Natürlich ist auch ein Fernstudium möglich, aber für die Mathematik nicht unbedingt zu empfehlen. Besonders die teilweise sehr schweren Übungen fallen deutlich leichter, wenn man sie in der Gruppe bearbeitet und du jemanden hast, der dir schwierige Sachverhalte anschaulich erklären kann.
Was den NC betrifft, also die Schulabschlussnote, kann man in der Mathematik kaum Vorhersagen treffen. Die Bandbreite reicht von NC-frei bis zum niedrigen Einserbereich, und die genauen Zahlen schwanken von Semester zu Semester. Im Regelfall findest du aber irgendwo eine Universität, die dich aufnimmt.
Wie genau stellst du dir eigentlich ein Mathematikstudium vor?
Wie die besonders schweren Aufgaben in der Matheklausur, die du lösen musst, wenn du die Eins möchtest? Wie Matheolympiade? Das trifft es nicht ganz.
Eigentlich hat das Mathematikstudium nichts mit dem Schulunterricht gemein. Natürlich ist ein gewisses Zahlgefühl im Studium wichtig. Aber vor allem kommt es auf logisches Denken an.
Die mathematische Forschung setzt oft auf Abstrahierung und dann Verallgemeinerung. Zum Beispiel werden physikalische Vorgänge, die im uns umgebenden dreidimensionalen Raum ablaufen, erfasst. Dann werden die Daten zu Formeln umgewandelt, also abstrahiert. Anschließend werden sie für den n-dimensionalen Raum betrachtet, also verallgemeinert.
Für Nicht-Mathematiker mag das nicht viel Sinn ergeben, denn schließlich haben wir Menschen keine andere Wahl, als uns im dreidimensionalen Raum zu bewegen. Doch wenn du erst einmal die anfänglichen Berührungsängste mit abstrakten Körpern überwunden hast, wirst du eine vollkommen neue Welt kennenlernen.
Und in dieser Welt können wiederum Entdeckungen gemacht werden, deren Spezialfälle in Physik, Wirtschaft oder Informatik Anwendung finden.
Denn das ist eine andere Herangehensweise an die Mathematik: Die theoretische Forschung ohne Praxisbezug, quasi Mathematik um der Mathematik willen. Was nach einem Eitelkeitsprojekt klingt, ist aber keineswegs überflüssig.
So ist die Algebra eigentlich ein sehr theoretischer Bereich der Mathematik. Ohne sie jedoch wäre das Leben, wie es heute auf der Welt stattfindet, gar nicht möglich.

Bereiche der Computeralgebra entstanden zum Beispiel lange bevor es überhaupt Computer gab, die auch nur annähernd leistungsfähig genug waren, um die Algorithmen auszuführen. Als die Technik dann einmal aufgeschlossen hatte, stand die Mathematik schon bereit.
Ähnlich läuft es mit der Quantenkryptographie. Die Kryptographie, also Verschlüsselung, ist ein Teilgebiet der Algebra, das in der vernetzten Welt des 21. Jahrhunderts ungeheuer an Bedeutung gewonnen hat.
Alle Algorithmen, die im Moment benutzt werden, um Online-Banking, elektronische Unterschriften und einfache Logins sicher zu machen, können geknackt werden, wenn Quantencomputer gebaut werden.
Deshalb forschen die Mathematiker zurzeit nach neuen, sicheren Algorithmen. Dabei weiß noch niemand, ob es überhaupt möglich ist, ausreichend leistungsfähige Quantencomputer zu bauen. Aber falls doch, sind die Mathematiker bereit.
Vermutlich schwirrt dir von den ganzen Begriffen jetzt der Kopf und du kannst dir nicht viel darunter vorstellen. Das ist nicht überraschend, das geht den meisten so.
Und es führt auch zu einem der größten Probleme mit dem Mathematikstudium: Es ist komplett anders, als die meisten Studienanfänger sich das dachten. Wer gerne den ganzen Tag gemütlich vor sich hin rechnen will, wird in der Mathematik nicht fündig, denn das Rechnen ist im Prinzip eine reine Anwendung.
Aber aus diesen Diskrepanzen zwischen Vorstellung und Realität resultieren die sehr hohen Abbruchquoten.
Den normalen Mathematiker interessiert auch nicht das Ergebnis einer Aufgabe. In der Analysis zum Beispiel gibt es eine simple Liste: Existiert eine Lösung? Wenn ja, ist sie eindeutig? Und wie störanfällig ist sie? Natürlich stellt der Analytiker dem Anwender eine Methode zur Verfügung, wie die Lösung berechnet werden kann.
Er selbst arbeitet aber seine Liste ab und beschäftigt sich dann mit der Frage, wie man der Aufgabe schon vorher ansehen kann, wie die Antworten ausfallen. Daraus entwickelt er dann verschiedene Eigenschaften, die den Aufgaben verliehen werden.
Auch diese Vorgehensweise wird in vielen Witzen über Mathematiker belächelt. Verständlicherweise - denn um die Beweggründe nachvollziehen zu können, musst du schon fast selbst Mathematik studiert haben. Du brauchst aber vor all dem keine Angst zu haben.
Wenn du motiviert an das Studium herangehst, von Anfang an dran bleibst und dich nicht beirren lässt, steht deinem Erfolg nichts im Weg. Es ist schwer, aber keinesfalls unmöglich. Nur ungewöhnlich.
Mathe erfolgreich studieren: Welche Inhalte erwarten dich?

Das Mathematikstudium setzt sich aus verschiedenen Modulen zusammen. Pro Modul hast du Vorlesungen, zu denen auch Übungen gehören.
In den Vorlesungen lernst du im Grunde verschiedene Objekte und Methoden zur Lösung von Aufgaben kennen. Das läuft prinzipiell in allen verschiedenen Modulen gleich ab: Es werden Objekte und Eigenschaften definiert, aus denen dann sogenannte Sätze abgeleitet werden. Diese müssen unbedingt bewiesen werden.
Auf diese Weise werden Algorithmen eingeführt, Erkenntnisse über die Unendlichkeit geteilt oder auch Zahlen beschrieben.
In den Übungen dann kommt die Praxis ins Spiel, und die Methoden werden ausprobiert. Denn: Selbst beim Studium der Angewandten Mathematik bedeutet Praxis Rechnen. Das kommt für die meisten Studenten sehr überraschend.
Was vom Aufbau her wie Schule klingt, unterscheidet sich vom Schulunterricht in der Gewichtung. Im Laufe des Studiums nimmt die Bedeutung der Praxis immer mehr ab, viele Prüfungen finden mündlich statt. Das Rechnen an sich ist dann meistens nur noch für Beweise wichtig.
Die Disziplinen Analysis und Algebra wurden ja bereits genannt. Mit ihnen beginnt jedes Mathematikstudium.
Zum Grundstudium gehören auch noch Anwendungsfächer und eine Grundausbildung in Informatik. Fast immer gibt es dann noch Vorlesungen zur Optimierung und Numerik.
Im weiterführenden Studium dann kannst du dich spezialisieren, zum Beispiel auf Operations Research oder auch mathematische Programmierung.
Falls du schon während des Studiums weißt, was du danach machen willst, kannst du deine Fächer dementsprechend wählen.
Promovieren in Mathe – ja oder nein?
Eine Promotion als Mathematiker ist heute nicht mehr zwingend notwendig, um einen Job zu finden. Die zusätzliche Qualifikation ist aber sehr gern gesehen.
Du kannst in Kooperation mit einem Unternehmen promovieren, aber es ist auch durchaus üblich, zu diesem Zweck als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität zu bleiben.

Mathe studieren – aber wo?
Mathematik studieren kannst du an vielen Universitäten. Geprägt werden sie dabei vor allem von den dort wirkenden Professoren. Historisch gesehen gehören dabei größere Universitäten wie die Uni Bayreuth, die Uni Duisburg-Essen und die TU Berlin zu den besten Adressen.
Aber auch kleinere Universitäten wie die TU Bergakademie Freiberg bieten ihre Vorteile, denn durch die geringeren Studentenzahlen gibt es eine bessere Betreuung und somit niedrigere Abbruchquoten.
Nach dem Studium: Was machen Mathematiker?

“Und was machst du dann damit?” Wenn du dich dazu entscheidest, Mathematik zu studieren, wirst du diese Frage oft hören. Und, wie in jedem anderen Studium auch, sie dir selbst stellen. Die Antwort ist, dass du mit Mathematik sehr viel anfangen kannst. In der Vergangenheit haben Mathematiker bevorzugt in der Forschung gearbeitet, doch in den letzten Jahren gab es einen großen Anstieg der Nachfrage in der freien Wirtschaft. Das hängt auch mit der zunehmenden Digitalisierung zusammen. Eigentlich hat jedes größere Unternehmen, unabhängig seines Geschäftsfeldes, Bedarf an Mathematikern. Die Jobchancen sind also gut.
Auch bei Mathematikern gibt es unterschiedliche Berufe, in denen sie arbeiten können. Natürlich bleibt die Forschung weiter ein wichtiges Beschäftigungsfeld. Für eine akademische Laufbahn sind die Berufsaussichten allerdings schlechter als in anderen Bereichen. An Universitäten bleibt die Anzahl der zu besetzenden Stellen über die Jahre sehr konstant, es gibt kaum Chancen auf neue Jobs. Deswegen können diesen Weg nur die allerbesten und ehrgeizigsten Mathematiker einschlagen. In der Wirtschaft sieht es anders aus. Hier sind die Berufschancen deutlich besser.
Ein möglicher Weg ist Controlling, zum Beispiel für den Einsatz in Banken oder Versicherungen. Hier geht es darum, Risiken zu beurteilen, den Markt einzuschätzen und Modelle zu entwickeln, nach denen Kriterien für Kredite oder Ähnliches festgelegt werden. Natürlich ist es am besten, wenn bereits aus dem Studium grundlegende Kenntnisse in Finanzmathematik bereitstehen. Besonders eine realistische Berechnung von Prognosen, nicht nur im Bankwesen, sondern auch in allen anderen Branchen, ist für viele Arbeitgeber wichtig.
Jobaussichten gibt es auch im Consulting. Dort besteht die Arbeit hauptsächlich darin, im Team mit anderen Fachleuten, oft auch mit anderen Abschlüssen und Spezialisierungen, Kunden zu beraten. Dabei geht es darum, Vorgänge oder auch Software auf die speziellen Bedürfnisse eines Kunden anzupassen. Wenn du in diesem Bereich arbeiten möchtest, ist es wichtig, dass du lernst, die komplizierten mathematischen Vorgänge einfach zu erklären. Nach einer Beratung muss der Kunde schließlich nicht wissen, wie er seine Programme selbst optimiert, sondern nur, wie er mit ihnen umzugehen hat. Herauszufinden, wie viel Speicherplatz oder Rechenkapazität dazu nötig ist, wie gewährleistet werden kann, dass die Programme im gewünschten Zeitrahmen laufen und auch die bloße Optik anzupassen, liegt in deinem Aufgabenbereich.
Gerade auch im Consulting kommt es manchmal vor, dass Mathematiker nicht angeworben werden, um sich mit Mathematik zu beschäftigen, sondern einfach aufgrund ihres besonderen Denkprozesses. Im Studium wird Mathematikern beigebracht, Probleme auf eine bestimmte Art anzugehen, und damit alle möglichen Fälle zu bedenken und logisch zu beurteilen. Das ist im Übrigen nicht nur auf dem Arbeitsmarkt eine gern gesehene Eigenschaft, sondern auch im Leben.
Mit der steigenden Bedeutung des Internets sind auch Berufe in der Kryptographie entstanden. Das kann von der nationalen Sicherheit bis zur Verhinderung von Unternehmensspionage oder einfach der sicheren Übermittlung von Daten reichen. Es gibt noch mehr Einsatzgebiete, zum Beispiel auch die Modellierung in der Autoindustrie, also die Minimierung von Luftwiderstand oder Optimierung der verwendeten Materialien in Hinsicht auf den Preis. Diese breiten Einsatzmöglichkeiten sorgen dafür, dass Mathematiker recht gefragt sind. Aufgrund der hohen Abbruchquoten gibt es derzeit verhältnismäßig wenige Absolventen für viele Stellen, was die Einstellungschancen natürlich begünstigt. Dass du als Mathematiker arbeitslos wirst und für längere Zeit keinen Job findest, ist ziemlich unwahrscheinlich.
(GEHALT)
Natürlich möchtest du wissen, was für dich dabei herausspringt, wenn du es tatsächlich durch das Mathematikstudium schaffst. Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten und es gibt teilweise sehr große Abstände zwischen verschiedenen Sparten, Abschlüssen und auch Standorten. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt eines Mathematikers in Deutschland bewegt sich um die 46000 Euro im Jahr, das ist auch der Wert für den Diplom-Mathematiker. Er bekommt dabei etwas mehr als einer mit Master-Abschluss. Wenn du deine akademische Ausbildung schon nach dem Bachelor beendest, erwarten dich nur 35000 Euro im Mittel. Eine Promotion hingegen bringt über 52000 Euro ein. Diese Extrajahre zahlen sich also durchaus aus.
Im Regelfall steigt der Lohn in größeren Unternehmen innerhalb der ersten zehn Jahre auf das Doppelte an. Erfahrung ist eben alles, und wenn du während des Studiums durch Praktika schon Arbeitserfahrung gesammelt hast, kann das deine Gehaltsverhandlungen sehr positiv beeinflussen. In der Mathematik kann man, wie auch in anderen Sparten, ein deutliches Nord-Süd- und West-Ost-Gefälle erkennen. In den neuen Bundesländern ist das Einkommen also niedriger als in den alten, genauso wie in Süddeutschland im Vergleich zum Norden.
Weitere Unterschiede zeigen sich in der Unternehmensgröße - je größer, desto mehr Geld. Natürlich ist der Verdienst in der Stadt auch größer als auf dem Land. Aber behalte immer im Hinterkopf, dass die Jobs mit geringerem Gehalt andere Vorteile haben können, so sind beispielsweise die Lebenshaltungskosten im Osten deutlich geringer. In der Wirtschaft verdienst du grundsätzlich mehr Geld als in der Forschung.