Der Unbekannten auf der Spur - Angewandte Mathematik - ein Überblick über das Studium und den Einstieg ins Berufsleben (+Test)
Inhaltsverzeichnis
- »Wo bin ich da nur hineingeraten?«
- Angewandte Mathematik studieren
- Mathematik ist nicht Rechnen!
- Angewandten Mathematik oder reine Mathematik studieren?
- Welche Abschlüsse kann ich erreichen?
- Was beinhaltet das Studium der Angewandten Mathematik?
- Was erwartet mich im Studium?
- Bin ich für ein Studium der Angewandten Mathematik geeignet?
- Wie lang dauert das Studium?
- Universität oder Hochschule?
- Welche Studienorte gibt es?
- Wie finde ich die richtige Hochschule für mich?
- Ist auch ein Fernstudium möglich?
- Was kann mir helfen gut durchs Studium zu kommen?
- Studium – und dann?
- Welche Berufe kommen nach dem Studium in Frage?
- Wie viel verdient man als Angewandte Mathematiker?
»Wo bin ich da nur hineingeraten?«
Diese Frage stellt sich sicher jeder im Laufe seines Studiums mindestens einmal. Doch je besser die Vorbereitung, umso geringer der Schock. Mit diesem Artikel möchte ich dir einen kleinen Überblick verschaffen, was dich in diesem Studium erwartet, worauf du achten solltest und wie es danach weiter geht.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde im Text die männliche Form gewählt, natürlich beziehen sich die Angaben trotz allem auf Angehörige aller Geschlechter.
Angewandte Mathematik studieren
Wer denkt ein Mathematiker ist der perfekte Zahlenmerker und Kopfrechenweltmeister, der irrt sich. Tatsächlich hast du im Studium sehr wenig mit konkreten Zahlen zu tun. Gleich zu Beginn wird dir klar, die Unbekannte ist dein ständiger Begleiter. Und ob sie Apfel, Pflaume oder X heißt, spielt dabei gar keine Rolle. Häufig tritt sie sogar mit Freunden auf und du kannst nur schätzen wer oder was sich dahinter verbirgt.
Mathematik ist nicht Rechnen!
In der Mathematik geht es um das Lösen von Problemen. Und diese wären ja viel greifbarer, hätten wir konkrete Zahlen und Angaben vor uns. Vielmehr müssen komplexe logische Zusammenhänge erkannt, bis ins Detail auseinander genommen und Stück für Stück wieder zusammen gesetzt werden um dem Problem auf den Grund zu gehen und eine möglichst allgemein gültige Lösung zu finden.
- Wie entwickelt sich die Population des Rothörnchens, wenn die Grauhörnchen in ihrem Gebiet ausgesetzt werden?
- Wie groß ist die Durchflussmenge des Rohres?
- Wie kann ich nur mit den Grundrechenarten ein Integral ausrechnen?
- Wie groß ist die wirkende Kraft auf einem Teilchen innerhalb eines Magnetfeldes?
- Wie Wahrscheinlich ist es im Lotto zu gewinnen?
- Welches ist der kürzeste Weg zwischen Düsseldorf und Köln?
Dies sind nur ein paar Fragestellungen mit denen man sich in der Angewandten Mathematik auseinandersetzen kann. Natürlich ist es im Studium nicht immer so spannend dargestellt. Aber das Wissen später viele Fragen beantworten zu können, hilft das ein oder andere Mal beim Üben der partiellen Integralgleichungen und verstehen der metrischen Räume.
Angewandten Mathematik oder reine Mathematik studieren?
Anders als beim Studium der reinen Mathematik liegt der Schwerpunkt dieses Studienfaches weniger auf Beweisen und Theorien, als auf der Anwendung der Mathematik in der Praxis. Dies umfasst verschiedene Bereiche, wie die Finanzbranche, Forschung und Entwicklung, Physik und Biologie und vor allem die Informatik.

In der heutigen Zeit lassen wir die meisten Probleme von Computern lösen. Viele Problemstellungen und Vorhersagen sind zu komplex um sie allein mit Stift und Papier zu bewältigen. Daher benötigt ein guter Mathematiker heute auch Programmierkenntnisse. Er ist oft die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Technik.
Irgendwer muss dem Computer ja sagen wie der die Probleme angehen soll.
Welche Abschlüsse kann ich erreichen?
Das Studium der Angewandten Mathematik endet zunächst meist mit dem Bachelor of Science. Anschließend kann der Master of Science angehangen werden. Hier kannst du dich jedoch auch in anderen Richtungen orientieren und beispielsweise einen Master der Angewandten Informatik, Wirtschaftsmathematik, Data Mining oder der Biomathematik anhängen. Je nach dem, wo du dich spezialisieren möchtest.
Eine Besonderheit bietet das Studium an der Universität in Freiberg, hier wird der Studiengang noch mit Diplom angeboten. Dies ist einmalig in Deutschland, da das Diplom weitestgehend vom Bachelor- und Mastersystem abgelöst wurde.
Nach dem Master kannst du natürlich auch promovieren und dir den Doktortitel zulegen, oder sogar zum Professor aufsteigen. Aber eins nach dem anderen.
Was beinhaltet das Studium der Angewandten Mathematik?
Neben den Grundfächern, lineare Algebra, Algebra und Analysis gehören im Bachelor auch Fächer wie Diskrete Mathematik, Modellierung, Numerische Mathematik und Angewandte Statistik zu den Studieninhalten. Dazu kommen oft noch BWL, Finanz- und Versicherungsmathematik und je nach Schwerpunkt, welcher meist in der Informatik liegt, Programmierung, Kryptologie, Codierungstheorie oder auch Biologie und Physik.
Die Lehrpläne sind allerdings unterschiedlich. Insbesondere die angebotenen Wahlpflichtmodule können, je nach Hochschule, sehr verschieden ausfallen. Auch die Anzahl der Module, welche pro Semester abgelegt werden müssen, unterscheidet sich. Ein genauer Blick und Vergleich in die Modulordnungen lohnt sich also.
Im Master werden die meisten Module oft selbst ausgesucht um einen eigenen Schwerpunkt festzulegen. Auch hier lohnt sich ein genauer Vergleich der Studienangebote. Es ist nicht zwingend nötig, den Master bei derselben Hochschule abzulegen. Zwar hätte man den Vorteil, dass man Abläufe und Profs schon kennt, jedoch könnte der Master an einer anderen Hochschule passendere Inhalte anbieten. Hier sollte also genau abgewogen und sich rechtzeitig informiert werden.
Was erwartet mich im Studium?

Nachdem man die ganz eigene Sprache der Mathematik erlernt hat, kann man getreu nach dem Motto, »Mathematiker sind schreibfaul«, alles Mögliche abkürzen und für Leihen unkenntlich ausdrücken. Hat man sich mit den klassischen Integral- und Differenzialrechnungen vertraut gemacht, stellt man schnell fest, dass dies nur der Anfang war.
Zu den zwei Dimensionen kommen nun noch dritte und vierte oder gar unendlich viele dazu. Überhaupt taucht dieses unvorstellbare Unendlich immer wieder auf und die Regel aus eins und eins wird zwei gilt nun auch nur noch bedingt, denn wir bewegen uns in verschiedenen Zahlensystemen.
Ein Körper ist nicht mehr nur das in dem unser Geist steckt, sondern kann die seltsamsten Formen annehmen und zur nächsten Familienfeier können wir den Leuten vorrechnen, wie hoch ihre aktuelle Sterbewahrscheinlichkeit ist.
Es gibt viel Neues zu entdecken und die Vorstellungskraft wird hart auf die Probe gestellt.
Leider bekommen wir heute, im Gegensatz zu früher, nur wenig Zeit uns eigene Wege anzueignen. Hatte man vor 20 Jahre noch je ein Semester für Analysis und lineare Algebra und musste die meisten Aufgaben im Alleingang bewältigen, stehen im Semesterplan nun 4-7 Module auf einmal und wir müssen uns vorerst mit den vorgegebenen Lösungsmethoden begnügen.
Doch immer wieder tauchen spannende Fragestellungen auf, die selbst die Professoren nicht ohne weiteres beantworten können und an denen man dann zusammen knaupeln kann. Nicht immer gibt es eine Lösung zu jedem Problem doch das Denken und die Herangehensweise ist nach dem Mathematikstudium definitiv eine andere.
Bei manchen Modulen ist es ähnlich wie in der Schule und man fragt sich, brauch ich das wirklich? Ich möchte nicht in die Unternehmensberatung oder Finanzbranche, warum soll ich die Buchführung und Versicherungspakete lernen? Aber solche Dinge tauchen sicher in jedem Studium auf und wer weiß wofür man das Ganze nicht doch irgendwann gebrauchen kann.
Schließlich tat Bombelli seine Entdeckung der imaginären Zahlen auch als »nutzlos« ab. Heute sind sie, besonders aus der Elektrotechnik, nicht mehr weg zu denken.
Bin ich für ein Studium der Angewandten Mathematik geeignet?
Für das Studium der Angewandten Mathematik an einer Fachhochschule, brauchst du lediglich die Fachhochschulreife bzw. Abitur. In den meisten Fachhochschulen gibt es für den Bachelor der Angewandten Mathematik keinen NC. Willst du jedoch an eine Universität, geht dies nur mit der allgemeinen Hochschulreife (Abitur).
Neben den formalen Voraussetzungen die du zum Einschreiben in den Studiengang vorweisen musst, solltest du natürlich auch Mental für ein Studium der Angewandten Mathematik gewappnet sein. Neben dem Faible für die Mathematik sind viel Geduld und ein großes Durchhaltevermögen von Vorteil. Eine gute Selbstdisziplin und Stressresistenz sind für jedes Studienfach entscheidend. Du solltest Spaß daran haben auch mal um die Ecke zu denken, logische Zusammenhänge zu erschließen und dich nicht zu leicht von deinem Weg abbringen lassen. Eine gewisse Computeraffinität ist ebenfalls von Vorteil.
Was du nicht zwingend brauchst, sind gute Rechtschreibung und Kopfrechnen. Ganz ehrlich, damit haben selbst einige Professoren ihre Schwierigkeiten. Außerdem ist Mathematik ein Fach das man Verstehen und nicht auswendig lernen sollte. Sind deine bisherigen Erfolge in der Schule eher dem Lernen der Formeln statt dem verstehen geschuldet, solltest du dich vielleicht noch einmal nach Alternativen, z. B. im Ingenieurswesen oder der Wirtschaftsmathematik umschauen.

Studieren ist ein Vollzeitjob, du musst dich voll reinknien und hast vielleicht etwas weniger Freizeit als deine Kommilitonen anderer Studiengänge, insbesondere an der FH. Man verlangt von dir, dass du viel Zeit in das Lösen von Aufgaben investierst und ständig in Übung bleibst. Die Professoren beherrschen ihr Fach nicht zu letzt daher so gut, weil sie ständig damit zu tun haben und die verschiedensten Aufgaben bereits tausendfach lösen konnten. Es ist nicht leicht nach der Sommerpause wieder voll einzusteigen und von seinem Hirn Höchstleistung zu verlangen.
Aber - es lohnt sich! Hast du es erst einmal geschafft dann gehörst du zu einer Minderheit die in der Wirtschaft sehr gefragt ist. Dein Denken und Handeln wird nicht mehr dasselbe sein. Du hinterfragst Dinge, die du vorher einfach hin genommen hast. Und du verstehst sie!
Die Abbrecherquote bei Mathematik ist sehr hoch. In meinem Matrikel waren zu Beginn 35 Personen eingeschrieben, den Abschluss erreichten 8. Trotzdem solltest du dich davon nicht abschrecken lassen, wenn du wirklich bereit bist dich in die Welt der Mathematik zu stürzen. Und schließlich heißt es, Probieren geht über Studieren.
Wie lang dauert das Studium?
Die Regelstudienzeit für den Bachelorabschluss beträgt an den meisten Hochschulen 6 Semester, also 3 Jahre. Es gibt jedoch auch Ausnahmen, bei denen das Studium in 7 Semestern absolviert werden soll.
Hier solltest du darauf achten, wie es mit dem Master weiter geht. Möchtest du die Hochschule nach dem Bachelor wechseln, kann es passieren, dass du ein Semester mehr machst als die anderen. Denn die meisten Master dauern 4 Semester, während nach dem 7 semestrigen Bachelor eigentlich ein 3 semestriger Master folgen würde. Erkundige dich daher zeitnah wie viel du dir anrechnen lassen kannst. Nach dem erfolgreichen Bachelor kannst du auch ohne Abitur an eine Universität wechseln.
Für das Diplom an der Technischen Universität Freiberg werden 9 Semester eingeplant.
Egal wie die Regelstudienzeit festgelegt ist, man sollte sich nicht so stark auf das Einhalten dieser Zeitspanne fixieren. Nur knapp 40% aller Studenten schaffen ihr Studium in dieser Zeit. In meinem Matrikel hat lediglich ein Student innerhalb der 7 Semester abgeschlossen.
Es ist also keine Schande, wenn man sich etwas mehr Zeit nimmt. Natürlich spielt hier auch die Frage der Finanzierung eine Rolle, doch auch bei Überziehen der Regelstudienzeit, kann man unter bestimmten Voraussetzungen weiterhin Bafög beziehen. Erkundige dich rechtzeitig welche Möglichkeiten du hast und lege dir einen Notfallplan zurecht.
Universität oder Hochschule?
Da es sich, wie der Name schon sagt, bei der Angewandten Mathematik um ein praktisches Fach handelt, wird es meist nur an Fachhochschulen gelehrt. Es gibt jedoch auch zwei Universitäten, welche dieses Studienfach anbieten.
Der Hauptunterschied zwischen Fachhochschule und Uni ist, dass zum Lehrplan auch ein Praxissemester gehört. Das heißt an der FH ist es praxisnaher und du kannst bereits Kontakte zur Wirtschaft knüpfen. Dahingegen gibt es an den Universitäten häufig Forschungsgruppen und der Wissenschaftsbezug ist größer.
Welche Studienorte gibt es?

In der nachfolgenden Liste findest du alle deutschen Hochschulen, welche Angewandte Mathematik anbieten. Dazu die Anzahl der Semester, welche für Bachelor, Master oder Diplom (sofern angeboten) eingeplant werden.
Uni/ FH | Bachelor | Master | Dimplom |
---|---|---|---|
Hochschule RheinMain (Rüsselsheim) | 6 Semester | 4 Semester | |
Hochschule Darmstadt | 6 Semester | 4 Semester | |
Hochschule Hannover | 7 Semester | ||
Beuth Hochschule für Technik (Berlin) | 7 Semester | ||
FH Bielefeld | 7 Semester | ||
FH Aachen | 6 Semester | 4 Semester | |
Technische Hochschule Nürnberg | 7 Semester | 3 Semester | |
Universität Trier | 6 Semester | 4 Semester | |
Hochschule Mittweida | 6 Semester | 4 Semester | |
Hochschule Mittweida | 9 Semester |
Der Bachelorstudiengang an der Beuth Hochschule für Technik in Berlin wurde erst zum Wintersemester 2019/20 eingeführt. Es ist durchaus möglich, dass ein Masterstudiengang hier folgen wird.
An der FH Bielefeld gibt es zwar keinen Master in Angewandte Mathematik, man kann jedoch den 3-semestrigen Master in »Optimierung und Simulation« anhängen. Hierfür muss eine Abschlussnote von mindestens 2,9 im Bachelor vorgewiesen werden.
Die FH Aachen nennt ihren Studiengang »Angewandte Mathematik und Informatik«. Er ist also etwas informatiklastiger.
Im Gegensatz dazu werden an der TH Nürnberg Bachelor und Master in »Angewandte Mathematik und Physik« angeboten. Der Schwerpunkt liegt hier also wiederum auf Physik.
Die Universität Trier bietet Bachelor und Master als 1 Fach oder Nebenfach an.
Seit einiger Zeit finden die Lehrveranstaltungen an der Hochschule Mittweida für Angewandte Mathematik nur noch auf Englisch statt. Der aufbauende Master nennt sich »Applied Mathematics for Network and Data Sciences«.
An der Technischen Universität Freiberg endet das Studium der Angewandten Mathematik im Diplomabschluss. Dies ist einmalig in Deutschland, da das Diplom weitestgehend abgeschafft wurde.
Vielleicht hast du auch von der HTWK in Leipzig, im Zusammenhang mit Angewandte Mathematik, gehört. Der Studiengang wird jedoch seit 2017 nicht mehr angeboten und die Hochschule inzwischen komplett umstrukturiert.
Wie finde ich die richtige Hochschule für mich?
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, es macht einen großen Unterschied, an welcher Hochschule man landet. Nicht nur die Inhalte und Regelstudienzeiten unterscheiden sich, sondern auch der Umgang der Professoren mit den Studenten.
Natürlich ist das »Wohlfühlen« immer subjektiv, aber es hilft sich vorher zu informieren, wie es anderen Studenten im selben Studiengang oder mit den gleichen Professoren erging. Hast du die Möglichkeit deinen Wohnort frei zu wählen, so solltest du dies auch nutzen und viel Zeit in die Recherche stecken.
Möchtest du eine große Uni, die viel Zeit und Geld in die Forschung und Entwicklung investiert oder eine kleinere Hochschule, bei der die Studenten mit dem Professoren per Du sind?
Natürlich ist auch der Studienort selbst wichtig. Was nutz es dir eine angenehme Hochschule zu haben, wenn dir die Freizeitgestaltung überhaupt nicht zusagt, oder du keine Bekanntschaften findest? Die Wahl des Studienortes und der Hochschule sollte also gut überlegt sein.
Ist auch ein Fernstudium möglich?
Leider nein. Angewandte Mathematik wird derzeit nicht als Fernstudium angeboten. Die Fernuniversität Hagen bietet allerdings einen Bachelor und Master in Mathematik, als Vollzeit- oder Teilzeitstudiengang, an. Hier werden auch einige praktische Wahlpflichtmodule angeboten, wodurch der angewandte Teil ergänzt werden kann. Die Kosten belaufen sich auf ca. 1500 € für den Bachelor und ca. 900 € für den Master, in Vollzeit.
Gut zu wissen, auch bei einem Fernstudium kannst du Anspruch auf Bafög geltend machen.
Da es sich um eine Uni handelt, ist hier allerdings ein Abitur von Nöten. Bist du im Besitz der Fachhochschulreife kannst du dich trotzdem einschreiben, falls du über eine abgeschlossene, mindestens zweijährige Berufsausbildung verfügst und anschließend mindestens 3 Jahre in diesem Beruf gearbeitet hast.
Was kann mir helfen gut durchs Studium zu kommen?
Fragen, Fragen, Fragen.
Auch wenn es, gerade im ersten Semester schwer fällt sich als die Person zu outen die gerade nicht hinter her kommt. Fragen helfen ungemein! Erfahrungsgemäß haben es die anderen oft auch nicht verstanden und werden dir hinter her dankbar sein.
Die meisten Professoren mögen es ihren Kurs eher interaktiv zu gestalten und freuen sich wenn nachgehakt wird. Sie passen dann auch die Geschwindigkeit an oder gehen auf bestimmte Dinge näher ein. Natürlich gib es auch Profs die so wenig wie möglich mit ihren Studenten kommunizieren wollen. Aber ich denke, das ist die Ausnahme.
Es gibt noch mehr im Leben
Bei aller Konsequenz und Arbeit die das Studium fordert, sollte man sich selbst nicht vernachlässigen. Nimm dir auch mal eine Auszeit und umgib dich mit Leuten die du magst und die dich unterstützen.
Das Studium der Angewandten Mathematik verlangt einiges an Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen. Gib nicht auf und beiß dich durch! Du wirst einige Module hassen und dir denken, »ich hab keinen Bock mehr, ich kann einfach nicht mehr«. Dann schalte einen Ganz zurück, versuch durchzukommen aber ziel es nicht immer auf die beste Note ab. Es kommen wieder bessere Zeiten und Module bei denen du zeigen kannst was du drauf hast.
Und wenn eine Prüfung mal schief geht… was soll‘s, du hast 2 Wiederholungen übrig. Ich kenne niemanden der nicht mindestens einmal durchgefallen ist.
Kenn deine Pflichten, aber auch deine Rechte
Wichtig ist auch, sich mit den Fristen und Regeln an deiner Hochschule vertraut zu machen. Vieles erfährt man nur nebenbei oder durch explizites nachfragen.
Schau dir den Modulkatalog und die Studienordnung genau an, so bist du vor unangenehmen Überraschungen geschützt. Im Studium steht kein Klassenlehrer hinter dir, der dir sagt welchen Zettel du wie und bis wann abgeben musst. Es wäre sehr schade, wenn du dir die harte Arbeit zu Nichte machst, weil du dich nicht rechtzeitig zu einer Prüfung ab oder angemeldet hast.
Neben den einzuhaltenden Fristen ist es gut, auch seine Rechte zu kennen. Steht im Modulhandbuch ein anderes Vorgehen als es dann von dir verlangt wird, kannst du das ansprechen. Natürlich mag niemand Erbsenzähler, die auf jedes Recht pochen. Doch wenn die Gemeinschaft meint hier läuft etwas falsch, dann sollte man dies auch ansprechen. Auch Professoren dürfen sich nicht alles erlauben.
Vergleich dich nicht mit anderen und halte durch
Menschen sind dazu veranlagt sich mit anderen zu vergleichen. Das ist ganz normal, doch es kann dich auch krank machen. Jeder ist individuell und jeder hat seine eigenen Steckenpferde. Besonders in der Mathematik treffen oft unterschiedliche Denkweisen auf einander.
Der eine begreift die Analysis schon vom zu hören, der andere entwickelt numerische Verfahren nur so zum Spaß. Finde deine eigenen Stärken und stehe zu deinen Schwächen. Auch die Benotung ist leider nicht immer objektiv. Besonders bei mündlichen Prüfungen kann es auch mal sein, dass du der Meinung bist besser gewesen zu sein als deine Zensur ausdrückt.
Oder du hattest einfach einen schlechten Tag und warst nicht schnell genug in der schriftlichen Prüfung, obwohl dir das Fach sonst gut liegt. Wichtig ist sich nicht an diesen Kleinigkeiten aufzuhalten, sondern weiter nach vorn zu sehen. Letztlich spielt die Benotung in diesem Studiengang keine so große Rolle, wie beispielsweise im überlaufenen BWL Kurs.
Denn du gehörst zu einer Minderheit und beweist allein mit dem erfolgreichen Abschluss, dass du einiges auf dem Kasten hast.
Studium – und dann?
Nach dem Bachelor steht erst einmal die Frage im Raum, wie geht es weiter? Zuerst ein wenig Berufserfahrung sammeln oder gleich den Master anhängen? In welcher Richtung und an welcher Hochschule soll der Master absolviert werden? Was soll mein Spezialgebiet werden?
Beides, erst Arbeit oder gleich Master, hat natürlich seine Vor- und Nachteile. Steigt man erst einmal in das Berufsleben ein, kann man erste Erfahrungen sammeln und sich vielleicht besser entscheiden wohin die Reise noch gehen soll. Möglicherweise wartet auch schon der Traumjob und ein anschließender Master ist gar nicht mehr nötig. Zudem unterstützen einige Arbeitgeber auch die Weiterbildung, so dass man parallel zum Job den nächsten akademischen Grad anstreben kann ohne sich um die Finanzierung sorgen zu müssen.
Ein Nachteil ist allerdings - man verlernt das Lernen. Einigen Leuten fällt es schwer sich nach dem Beruf wieder auf ein Studium einzustellen. 90 min am Stück zuhören, alles in sich aufnehmen und verarbeiten… das fällt auch mit dem Alter zunehmend schwerer. Zudem ist das Einstiegsgehalt eines Bachelorabsolventen oft etwas geringer als direkt nach dem Master. Und ohne Spezialgebiet ist es auch nicht immer leicht einen passenden Job zu finden.
Jeder muss also selbst entscheiden wo seine Fähigkeiten und Prioritäten liegen. In jedem Fall stehen dir verschiedene Möglichkeiten offen.
Welche Berufe kommen nach dem Studium in Frage?

Den Beruf des Mathematikers, gibt es sehr selten. Das macht die Jobsuche zwar nicht gerade einfach, aber dafür stehen dir viele Chancen offen. Es ist hilfreich sich vorher Gedanken zu machen, in welche Richtung es gehen soll. Möchtest du als Angestellter tätig sein oder dich lieber Selbständig machen? Willst du in der Wirtschaft oder lieber für die Forschung arbeiten? Vielleicht verschlägt es dich auch eher in die Lehre um dein Wissen weiter zu geben? Lehrer als Quereinsteiger oder angehender Professor an einer Hochschule? Die Berufschancen als gelernter Mathematiker sind sehr vielfältig.
Liegt dir die IT stehen dir viele Türen offen. Du kannst z. B. als Daten Analyst vorhandene Datenbestände analysieren und bewerten und Unternehmen dabei helfen bessere Entscheidungen zu treffen. Als Finanzexperte kannst du Kunden Versicherungslösungen anbieten oder bei ihren Investments zur Seite stehen.
Auch in der Autoindustrie hast du verschiedene Jobaussichten. Denn Mathematiker werden gebraucht, um die Entwicklung voran zu treiben. Und die Umweltforschung ist für mathematische Modelle ebenfalls sehr dankbar.

Die geringe Arbeitslosenquote, bei der Mathematiker und Physiker zusammen auf 2,9 % kommen, spricht für sich. Mit etwas Geduld und ausprobieren, stehen dir viele Wege offen.
Als Mathematiker stehen dir viele Türen offen, du musst sie nur finden.
Machen wir uns nichts vor. Die Jobs liegen nicht auf der Straße und du musst einiges an Recherche betreiben um die für dich passende Stelle auf dem Arbeitsmarkt zu finden.
Dass du in mehrere Gebiete hinein geschnuppert hast ist zwar schön, aber ein Spezialist auf einem Gebiet bist du noch lange nicht. Man muss sich noch immer weiterbilden und schauen, was einem wirklich liegt. Bist du örtlich gebunden, könnte die Suche auch etwas länger dauern. Die besten Einstellungschancen hast du derzeit in den südlichen Bundesländern.
Es schadet nicht bereits im Studium so viele Kontakte wie möglich zu knüpfen und die Augen und Ohren nach guten Berufsperspektiven offen zu halten. Oft denkt man gar nicht an jeden Betrieb, in dem Mathematiker gebraucht werden.
Denn sie gelten als Problemlöser, die sich in verschiedenste Bereiche hineinarbeiten können und keine Scheu vor dem Lernen haben. Und Probleme, gilt es bekanntlich überall zu lösen. So kommt es auch, dass sich einige Mathematiker selbstständig machen und zur Beratung in verschiedenen Firmen vorsprechen. Sie analysieren die Abläufe, helfen bei der Automatisierung und decken Einsparpotential auf.
Ein paar Berufe, die in Frage kommen wären z. B. Softwareentwickler, Data Scientist, Aktuar für Versicherungen, Geowissenschaftler oder Analyst.
Wie viel verdient man als Angewandte Mathematiker?
Durch die vielfältigen Berufsaussichten ist es schwer das Einstiegsgehalt vorherzusehen. Man spricht jedoch von einem Einstieg mit etwa 3.000 bis 4.000 Euro brutto pro Monat bei einer 40h-Woche.
Die meisten Angaben, welche im Netz zu finden sind, beziehen sich auf den Berufseinstieg nach dem Master oder Diplom. Gehst du direkt nach dem Bachelor ans Werk ist dein Lohn entsprechend niedriger. So kann das Jahresgehalt zum Einstieg von ca. 35.000 Euro nach dem Bachelor durch einen Masterabschluss auf ca. 44.000 Euro und nach der Promotion sogar auf 52.700 Euro brutto steigen.
Die Größe des Betriebes in dem du arbeitest, spiegelt sich ebenfalls im Gehalt wieder. Je weniger Mitarbeiter, je geringer in der Regel das Einkommen. Hier gibt es Schwankungen von etwa 16.000 Euro beim Jahresgehalt.
Zudem haben wir, leider noch immer ein starkes Gehaltsgefälle von West zu Ost und von Nord zu Süd. Während ein Mathematiker in Baden-Württemberg durchschnittlich 63.000 Euro verdient, sind es in Mecklenburg-Vorpommern lediglich 44.000 Euro.
Natürlich spielt auch die Branche in der man arbeitet eine Rolle. So verdient man als Controller durchschnittlich 45.000 Euro im Jahr, während der Wirtschaftsprüfer auf 57.600 Euro kommt.
In jedem Fall kann man jedoch von einem ordentlichen Gehalt ausgehen. Und durch die guten Jobchancen hat man oft auch die Möglichkeit Arbeit und Leben gut zu vereinen und selbst mit einer geringeren Stundenanzahl gut leben zu können.